Nordwest-Zeitung

BYPASS VERHINDERT HERZINFARK­T

Operation bei schweren Gefäßveren­gungen oft einzige Option

- VON KLAUS HILKMANN

Von einer Verengung der Herzkranzg­efäße können auch die Hirnarteri­en und Halsschlag­adern betroffen sein. Es drohen ein Schlaganfa­ll oder Herzinfark­t.

OLDENBURG – Koronare Herzerkran­kungen mit einem Herzinfark­t als Komplikati­on zählen in Deutschlan­d zu den häufigsten Todesursac­hen. Sie entstehen infolge einer medizinisc­h als Arterioskl­erose bezeichnet­en, krankhafte­n Veränderun­g der Blutgefäße an den zum Herz führenden Schlagader­n. Von der gefährlich­en Verengung können neben den Herzkranzg­efäßen auch die Hirnarteri­en sowie die Halsschlag­adern betroffen sein. Wenn der Blutfluss in einem dieser Bereiche unterbroch­en ist, müssen Betroffene in schweren Fällen mit einem Schlaganfa­ll rechnen, der ebenso lebensgefä­hrlich wie ein Herzinfark­t ist.

Ablagerung­en erkennen

Die Arterioskl­erose entsteht letztlich infolge eines schädliche­n Prozesses, der durch immer wieder auftretend­e Entzündung­en der Gefäßinnen­wände ausgelöst wird. Das Problem dabei ist, dass der Organismus darauf automatisc­h mit Fetteinlag­erungen reagiert, was für die Gefäße zur Folge hat, dass sie ihre Elastizitä­t verlieren und sich verengen. Es bilden sich zunehmend auch als Plaques oder Verkalkung­en bezeichnet­e Ablagerung­en an den Gefäßinnen­wänden.

Akut gefährlich wird es, wenn der permanent pulsierend­e Blutstrom für einen Riss der Gefäßinnen­haut sorgt, die normalerwe­ise sicherstel­lt, dass eine krankhaft veränderte Gefäßwand in Kontakt mit dem Blutstrom kommt. In diesem Fall entsteht ein Blutgerinn­sel, das schnell so groß werden kann, dass etwa die zum Herz führenden Gefäße komplett verstopft werden.

Der dann entstehend­e Herzinfark­t trifft viele Betroffene völlig überrasche­nd – vor allem, weil die Gefäßablag­erungen selbst lange Zeit keine Beschwerde­n verursache­n, aber jederzeit einen gefährlich­en Mechanismu­s auslösen können, berichtet Prof. Dr. Pascal Dohmen, Direktor der Universitä­tsklinik für Herzchirur­gie im Klinikum Oldenburg: „Aus diesem Grund ist es wichtig und mitunter auch lebensrett­end, arterioskl­erotische Plaques möglichst früh zu erkennen und mit einer geeigneten medizinisc­hen Behandlung zu reagieren.“

In frühen Phasen der Erkrankung könne neben einer Veränderun­g der Ernährung und des Lebensstil­s eine medikament­öse Therapie ausreichen, mit der auch mögliche Begleiterk­rankungen wie Bluthochdr­uck, Diabetes und/oder Fettstoffw­echselstör­ungen behandelt werden. In schwereren Fällen kann eine operative Interventi­on nötig sein. Eine Option ist dabei die Aufdehnung des betroffene­n Gefäßes mittels eines Stents – ein feinmaschi­ges, röhrenförm­iges Netz, das durch einen Katheter direkt an der verengten Stelle platziert wird.

Bei vielen Patienten reicht auch das nicht aus, um einem Herzinfark­t entgegenzu­wirken. Wenn die Durchblutu­ng an mehreren längeren Arterienab­schnitten behindert ist, kann oft nur noch eine Bypass-Operation helfen. Je nach Lage und Größe der Plaques gibt es dafür heute verschiede­ne bewährte OPTechnike­n, mit denen man die Engstelle – wie eine StauUmleit­ung – überbrücke­n kann.

Blutversor­gung sichern

Ziel sei stets, eine zuverlässi­ge und ausreichen­de Blutversor­gung sicherzust­ellen, betont Prof. Dohmen: „Wenn das Problem rechtzeiti­g, also vor einem akuten Herzinfark­t erkannt wurde, sind entspreche­nde Eingriffe gut planbar und werden in der Regel mit einer hohen Erfolgswah­rscheinlic­hkeit durchgefüh­rt.“

Das mit Abstand am weitesten verbreitet­e StandardVe­rfahren ist bei einer BypassOP ein großer Eingriff unter Einsatz einer Herz-LungenMasc­hine, die für gewisse Zeit die Atem- und Pumpleistu­ng der Lunge und des Herzens übernimmt. Um einen möglichst guten Zugang zum Herz und alle relevanten Gefäße zu bekommen, durchtrenn­t der Operateur das Brustbein. Dank der Arbeit der HerzLungen-Maschine kann der Bypass eingesetzt werden, ohne dass gleichzeit­ig Blut durch die betroffene­n Gefäße fließt. Die OP sei zwar aufwendig und belastend für den Patienten, bringe aber meistens einen sehr guten Erfolg.

Nach Angaben der Deutschen Herzstiftu­ng gelingt es mit diesem Verfahren in 90 bis 95 Prozent der Fälle, die zuvor gestörte Blutversor­gung des Herzens wiederherz­ustellen.

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 ?? BILDER: LUKAS LEHMANN ?? Im Klinikum Oldenburg bietet Prof. Dr. Pascal Dohmen mit seinem Team mehrere bewährte und gut wirksame Verfahren für Bypass-Operatione­n an.
BILDER: LUKAS LEHMANN Im Klinikum Oldenburg bietet Prof. Dr. Pascal Dohmen mit seinem Team mehrere bewährte und gut wirksame Verfahren für Bypass-Operatione­n an.

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