BYPASS VERHINDERT HERZINFARKT
Operation bei schweren Gefäßverengungen oft einzige Option
Von einer Verengung der Herzkranzgefäße können auch die Hirnarterien und Halsschlagadern betroffen sein. Es drohen ein Schlaganfall oder Herzinfarkt.
OLDENBURG – Koronare Herzerkrankungen mit einem Herzinfarkt als Komplikation zählen in Deutschland zu den häufigsten Todesursachen. Sie entstehen infolge einer medizinisch als Arteriosklerose bezeichneten, krankhaften Veränderung der Blutgefäße an den zum Herz führenden Schlagadern. Von der gefährlichen Verengung können neben den Herzkranzgefäßen auch die Hirnarterien sowie die Halsschlagadern betroffen sein. Wenn der Blutfluss in einem dieser Bereiche unterbrochen ist, müssen Betroffene in schweren Fällen mit einem Schlaganfall rechnen, der ebenso lebensgefährlich wie ein Herzinfarkt ist.
Ablagerungen erkennen
Die Arteriosklerose entsteht letztlich infolge eines schädlichen Prozesses, der durch immer wieder auftretende Entzündungen der Gefäßinnenwände ausgelöst wird. Das Problem dabei ist, dass der Organismus darauf automatisch mit Fetteinlagerungen reagiert, was für die Gefäße zur Folge hat, dass sie ihre Elastizität verlieren und sich verengen. Es bilden sich zunehmend auch als Plaques oder Verkalkungen bezeichnete Ablagerungen an den Gefäßinnenwänden.
Akut gefährlich wird es, wenn der permanent pulsierende Blutstrom für einen Riss der Gefäßinnenhaut sorgt, die normalerweise sicherstellt, dass eine krankhaft veränderte Gefäßwand in Kontakt mit dem Blutstrom kommt. In diesem Fall entsteht ein Blutgerinnsel, das schnell so groß werden kann, dass etwa die zum Herz führenden Gefäße komplett verstopft werden.
Der dann entstehende Herzinfarkt trifft viele Betroffene völlig überraschend – vor allem, weil die Gefäßablagerungen selbst lange Zeit keine Beschwerden verursachen, aber jederzeit einen gefährlichen Mechanismus auslösen können, berichtet Prof. Dr. Pascal Dohmen, Direktor der Universitätsklinik für Herzchirurgie im Klinikum Oldenburg: „Aus diesem Grund ist es wichtig und mitunter auch lebensrettend, arteriosklerotische Plaques möglichst früh zu erkennen und mit einer geeigneten medizinischen Behandlung zu reagieren.“
In frühen Phasen der Erkrankung könne neben einer Veränderung der Ernährung und des Lebensstils eine medikamentöse Therapie ausreichen, mit der auch mögliche Begleiterkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes und/oder Fettstoffwechselstörungen behandelt werden. In schwereren Fällen kann eine operative Intervention nötig sein. Eine Option ist dabei die Aufdehnung des betroffenen Gefäßes mittels eines Stents – ein feinmaschiges, röhrenförmiges Netz, das durch einen Katheter direkt an der verengten Stelle platziert wird.
Bei vielen Patienten reicht auch das nicht aus, um einem Herzinfarkt entgegenzuwirken. Wenn die Durchblutung an mehreren längeren Arterienabschnitten behindert ist, kann oft nur noch eine Bypass-Operation helfen. Je nach Lage und Größe der Plaques gibt es dafür heute verschiedene bewährte OPTechniken, mit denen man die Engstelle – wie eine StauUmleitung – überbrücken kann.
Blutversorgung sichern
Ziel sei stets, eine zuverlässige und ausreichende Blutversorgung sicherzustellen, betont Prof. Dohmen: „Wenn das Problem rechtzeitig, also vor einem akuten Herzinfarkt erkannt wurde, sind entsprechende Eingriffe gut planbar und werden in der Regel mit einer hohen Erfolgswahrscheinlichkeit durchgeführt.“
Das mit Abstand am weitesten verbreitete StandardVerfahren ist bei einer BypassOP ein großer Eingriff unter Einsatz einer Herz-LungenMaschine, die für gewisse Zeit die Atem- und Pumpleistung der Lunge und des Herzens übernimmt. Um einen möglichst guten Zugang zum Herz und alle relevanten Gefäße zu bekommen, durchtrennt der Operateur das Brustbein. Dank der Arbeit der HerzLungen-Maschine kann der Bypass eingesetzt werden, ohne dass gleichzeitig Blut durch die betroffenen Gefäße fließt. Die OP sei zwar aufwendig und belastend für den Patienten, bringe aber meistens einen sehr guten Erfolg.
Nach Angaben der Deutschen Herzstiftung gelingt es mit diesem Verfahren in 90 bis 95 Prozent der Fälle, die zuvor gestörte Blutversorgung des Herzens wiederherzustellen.