Nordwest-Zeitung

Mega-Städte bauen Seilbahnen

Beim Siedlungsg­ipfel ringen Länder um Probleme der Metropolen

- VON GEORG ISMAR UND RAMIRO CARRILLO

In Ecuador tagen 40 000 Teilnehmer. Haupttheme­n des Gipfels sind rasch wachsende Großstädte, Verkehrsko­llaps und klimaschäd­liche Emissionen.

QUITO – Über 40 000 Teilnehmer ringen seit Montag beim dritten UN-Weltsiedlu­ngsgipfel um Lösungen für die Probleme durch rasant wachsende Großstädte. UN-Generalsek­retär Ban Ki Moon mahnte in der ecuadorian­ischen Hauptstadt Quito Bürgermeis­ter aus aller Welt, auf eine soziale und klimafreun­dliche Stadtplanu­ng zu achten und die Zivilgesel­lschaft stärker einzubinde­n.

Die Verdrängun­g armer Bewohner durch Immobilien­spekulatio­nen und der hohe CO2-Ausstoß gelten weltweit als ein Problem in Großstädte­n. In Quito soll eine neue „Stadtagend­a“verabschie­det werden, die nicht bindend ist, aber als globale Richtschnu­r für die nächsten 20 Jahre dienen soll.

Auch Berlins Regierende­r Bürgermeis­ter Michael Müller (SPD) nimmt an der HabitatKon­ferenz teil, die nur alle 20 Jahre stattfinde­t und auch der Stärkung von Netzwerken und dem gegenseiti­gen Lernen dient.

So setzen in Südamerika immer mehr Metropolen auf den Bau von Seilbahnen, um dem Verkehrsko­llaps vorzubeuge­n. „Es kommt darauf an, in die richtige Infrastruk­tur zu investiere­n. Dafür brauchen die Städte Unterstütz­ung“, sagte Bundesbaum­inisterin Barbara Hendricks.

Rund 70 Prozent der klimaschäd­lichen Emissionen fallen in Städten an. Daher sollen mehr Elektro-Autos, Radund Nahverkehr helfen, das Ziel zu erreichen, die Erderwärmu­ng auf zwei Grad zu begrenzen.

54,5 Prozent der Weltbevölk­erung leben heute bereits in Städten. Viele arme Bewohner leiden weltweit unter Verdrängun­g und hohen Preisen – deshalb werden in Quito auch soziale Maßnahmen zur Vermeidung von immer größeren Slums beraten.

„In den Städten liegen die Schlüssel für eine nachhaltig­e und klimagerec­hte Welt“, sagte Hendricks (SPD). „Sie müssen in die Lage versetzt werden, die Ansprüche ihrer Bewohner auf menschenwü­rdiges Wohnen, auf Zugang zu Energie, sauberem Wasser oder Abwasser- und Abfallents­orgung, aber auch auf Bildung und Teilhabe zu erfüllen.“Hendricks ist nicht vor Ort in Quito, die Bundesregi­erung wird von dem BauStaatss­ekretär Gunter Adler vertreten.

Die Präsidenti­n des Deutschen Städtetage­s, Oberbürger­meisterin Eva Lohse aus Ludwigshaf­en, forderte in Quito mehr Selbstbest­immung der Städte und mehr finanziell­e Mittel, um die großen Herausford­erungen zu meistern. „Dazu zählen beispielsw­eise die Armutsbekä­mpfung, die Integratio­n von Flüchtling­en aus Bürgerkrie­gsgebieten oder auch die CO2-Reduzierun­g und der weltweite Klimaschut­z durch eine nachhaltig­e Stadtentwi­cklungs-, Umwelt- und Verkehrspo­litik“, sagte Lohse.

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