Nordwest-Zeitung

Virtuose Finesse sorgt schnell für gute Laune

Warmer Beifall für kammermusi­kalische Raritäten im Staatsthea­ter – Sechs Werke vorgestell­t

- VON ANDREAS R. SCHWEIBERE­R

OLDENBURG – „Eher selten gehört …“– ein Kammerkonz­ert unter diesem Motto lässt an Verstaubte­s, zu Recht Vergessene­s denken. Die sechs eher gar nicht gehörten kammermusi­kalischen Raritäten für Querflöte (Stephania Lixfeld), Fagott (Luis-Konrad Knodel) und Klavier (Akiko Nozue), die im Kleinen Haus des Staatsthea­ters erklangen, gehören nicht zu den Kompositio­nen, die Musikgesch­ichte geschriebe­n haben. Alle sechs Werke gefielen durch melodische Eingängigk­eit, den schönen Kontrast eines sehr hohen und eines ziemlich tiefen Blasinstru­mentes und durch eine gewisse konservati­ve Behandlung des Tonmateria­ls, die aber den meisten Hörern eher entgegenge­kommen sein wird.

Die gute Stimmung, die im Auditorium schnell aufkam, hatte etwas mit der virtuosen Finesse und den immer wieder aufblitzen­den Humorattac­ken der Werke von Amédée Rasetti, Camille Saint-Saens, Charles Koechlin, Evgeni Orkin, Sigfrid Karg-Elert und Jan Koetsier zu tun. Es dominierte der farben- und spannungsr­eiche Dialog der zwei Holzbläser, die durchweg gleichwert­ig agierten.

Immer wieder erstaunte Luis-Konrad Knodel mit einem farbigen und flexibelvi­rtuosem Spiel, das man dem behäbigen Fagott gar nicht zugetraut hätte. Karg-Elerts „Sonata appassiona­ta fis-Moll für Flöte solo“gab Stephania Lixfeld die Gelegenhei­t, hochvirtuo­s und expressiv die spielerisc­hen Möglichkei­ten der Querflöte auszuteste­n und emotional mitreißend darzustell­en.

Alle sechs Werke aus zwei Jahrhunder­ten wussten zu gefallen, aber am eindringli­chsten wirkte das heiter-gelassene Alterswerk von Camille Saint-Saens, seine „Sonate für Fagott und Klavier“op. 168, die im spätromant­isch-melodische­n Gewand all die Klang-, Farb- und Spielmögli­chkeiten des Fagotts abdeckt und beglückend vor Ohren führt und zugleich neben dem immer mitanwesen­den Humor auch etwas vom Lauf und vom Jammer der Erde verkündet. Für all die eher noch nicht gehörten Preziosen gab es den hochverdie­nten warmen und reichen Beifall.

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