Er ließ 41 Jahre die Schiffchen fahren
Uwe Schumacher verabschiedet sich als Brückenwärter der Cäcilienbrücke
Der gelernte Maschinenschlosser hat viele Jahre die Cäcilienbrücke bedient – und zwar begeistert. Vorher war er für ihre Reparatur zuständig.
OLDENBURG – Er hat den Weg frei gemacht, 20 Jahre lang, in jeder Acht-Stunden-Schicht mindestens 15 Mal, Brücke hoch, Brücke runter: für Container, für Kies und Sand und Öle, für die „Umschlag“, die „Emily-D“, die „Saturn“, die „Elbtank“oder die „Tonga“mit ihrem Torf. Uwe Schumacher (66) kennt „80 Prozent der Schiffe“– und er kennt die Cäcilienbrücke „in- und auswendig“. 41 Jahre lang war der gelernte Maschinenschlosser aus Hude beim Wasser- und Schifffahrtsamt Bremen, zuerst auf dem alten Weserwehr, dann im Reparaturdienst für die Cäcilienbrücke, schließlich als ihr Brückenwärter.
Schumacher hat diese Arbeit geliebt. Zum Tag des offenen Denkmals hat er jedesmal eine eigene Foto-Ausstellung über die Brücke beigesteuert und regelmäßig Führungen angeboten, die letzte noch für 18 Personen an seinem letzten Arbeitstag Ende vergangener Woche. Als Schumacher 65 Jahre alt wurde, hat er nochmal knapp zwei Jahre drangehängt. „Ich habe mir gedacht: Das mache ich weiter, das macht so viel Spaß, die Brücke und alles, was dazugehört. Ich bin sehr, sehr gerne zur Arbeit gegangen.“
Langeweile? „Nee! Die Schifffahrt, der Funkverkehr, die zusätzliche Büroarbeit fürs Wasser- und Schifffahrtsamt – und außerdem: Da unten steht ja nicht: Betreten verboten. So ein Brückenwärter darf jederzeit besucht werden. Und das haben viele zum Glück und gerne gemacht. Manchmal ist man da auch so eine Art Kummerkasten, aber das fand ich immer schön.“
Schumacher hat seine Cäcilienbrücke geliebt: „Schon vom Aussehen her, außerdem ist sie der erste Teil der Stadtmitte, wie in Lübeck das Holstentor. Man fährt durch die Türme und ist mitten in der Stadt.“Er glaubt nicht, dass die Brücke noch in diesem Jahrzehnt abgerissen wird – und danach solle sie ja im alten Stil wieder aufgebaut werden. Technisch gesehen kann er den Verbesserungsbedarf nachvollziehen: „Die Cäcilienbrücke ist von 1927. Die ganze Technik ist veraltet. Wenn sie mal plötzlich gar nicht mehr funktioniert, läuft hier weder Schiffs- noch Autooder Fahrradverkehr.“
Auf manche Fahrradfahrer hat er einen leicht kritischen Blick. „Wie viele Radfahrer die Ampeln hier nicht beachten! Es ist schon komisch, dass da kaum Unfälle passiert sind.“Auch wenn „morgens zur Schulzeit 300 bis 400 Leute vor der Brücke warten und dann starten und sich reinquetschen, wird es für die Autos schon schwierig, da noch ’rüberzukommen.“
Aber nicht nur auf – auch unter seiner Brücke ist mindestens in den vergangenen zehn Jahren fast alles gut gegangen. „Davor war aber laufend ’was. Da haben sich Schiffe das Steuerhaus abgefahren oder auch einfach nicht an ihr Auto gedacht – und wupps, lag’s im Bach.“
Schumachers Nachfolge steht noch nicht fest. Das Drei-Mann-Team – „einer Frühschicht, einer Spätschicht, einer frei“– will das Wasser- und Schifffahrtsamt aus den eigenen Reihen komplettieren. Bis dahin sorgen auch Aushilfen vom WSA fürs Auf und Ab. Und einmal im Jahr, zum Tag des offenen Denkmals, wird auch Uwe Schumacher wieder dort sein: „Die Ausstellung, die mache ich weiter.“