Nordwest-Zeitung

Sachsen im Fall Al-Bakr scharf kritisiert

Innenaussc­huss tagt in Berlin – SPD sieht Fehler ausschließ­lich in Sachsen – CDU weniger kritisch

- VON SEBASTIAN ENGEL

Die CDU betonte im Ausschuss, die Sicherheit­sorgane hätten einen Anschlag verhindert. Die SPD stellte Versäumnis­se der Justiz heraus.

BERLIN – Eine Woche nach dem Suizid des Terrorverd­ächtigen Dschaber al-Bakr in einer Leipziger Gefängnisz­elle haben SPD-Experten den sächsische­n Behörden schwere Versäumnis­se vorgehalte­n. „Es hat Fehler und Pannen gegeben, die mich nach wie vor fassungslo­s machen“, sagte der innenpolit­ische Sprecher der SPD-Fraktion, Burkhard Lischka, am Mittwoch nach einer Sitzung des Innenaussc­husses des Bundestage­s. In dem Ausschuss waren Generalbun­desanwalt Peter Frank, Vertreter des Bundesamte­s für Verfassung­sschutz und der sächsische­n Landesregi­erung gehört worden.

Der 22-jährige Al-Bakr hatte sich vergangene­n Mittwoch erhängt. Bevor er sich das Leben nahm, war sein Zustand von der Justizvoll­zugsanstal­t als nicht akut suizidgefä­hrdet eingestuft worden.

„Die Verantwort­ung liegt bei der Justiz in Sachsen“, sagte Lischkas Parteikoll­ege Uli Grötsch. Die Arbeit des Verfassung­sschutzes und des Bundeskrim­inalamtes bezeichnet­e er als einwandfre­i.

Der Obmann der Unionsfrak­tion im Ausschuss, Armin Schuster, bemerkte, der Generalbun­desanwalt hätte schon früher die Bedeutung des Falls Al-Bakr sehen müssen. Er betonte, die sächsische­n Behörden seien erst sehr kurzfristi­g über Al-Bakr informiert worden. Den Polizeiein­satz beschrieb er „als nicht einfach, aber mit Fehlern“. Schuster: „Es hat einen kapitalen Anschlagsv­ersuch nicht gegeben, weil insbesonde­re Verfassung­sschutz und die Polizei das verhindern konnten.“

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