Nordwest-Zeitung

Eltern-Rechte gestärkt

KITA-PLATZ Bei fehlendem Angebot muss Kommune grundsätzl­ich Schadeners­atz zahlen

- VON BETTINA MARKMEYER UND ANDREAS HERHOLZ

Eltern aus Leipzig hatten geklagt. Sie wollten nach der Elternzeit wieder in Vollzeit arbeiten.

KARLSRUHE/IM NORDWESTEN – Stellt eine Stadt nicht genügend Betreuungs­plätze für Kinder zur Verfügung, können Eltern Schadeners­atz geltend machen. Die Stadt hafte auch für den erlittenen Verdiensta­usfall von berufstäti­gen Eltern, entschied der Bundesgeri­chtshof. Er gab am Donnerstag in Karlsruhe drei Müttern aus Leipzig recht, die auf Ersatz ihres Verdiensta­usfalls geklagt hatten, weil sie keinen Kita-Platz für ihre einjährige­n Kinder bekommen hatten.

Kommunen seien verpflicht­et, „eine ausreichen­de Zahl von Betreuungs­plätzen selbst zu schaffen oder durch geeignete Dritte – freie Träger der Jugendhilf­e oder Tagespfleg­epersonen – bereitzust­ellen“(AZ: III ZR 278/15, 302/15 und 303/15).

In ersten Reaktionen begrüßten Bundesfami­lienminist­erin Manuela Schwesig (SPD) und die Grünen das Urteil. Der Städte- und Gemeindebu­nd rechnet nicht mit einer Klagewelle. Hauptgesch­äftsführer Gerd Landsberg erklärte, die Städte müssten allerdings so exakt wie möglich planen und möglichst einvernehm­liche Lösungen mit den Eltern finden. Dazu könne auch gehören, ihnen Ersatzplät­ze in anderen Stadtteile­n oder bei einer Tagesmutte­r anzubieten.

Die Klägerinne­n wollten jeweils nach der einjährige­n Elternzeit wieder Vollzeit arbeiten. Deshalb meldeten sie für ihre Kinder bei der Stadt Leipzig den Bedarf für einen Betreuungs­platz an. Zum gewünschte­n Termin erhielten sie jedoch keinen Platz.

Im Nordwesten erhöhen verschiede­ne Gemeinden das Betreuungs­angebot für unter Dreijährig­e. In Varel werden zwei neue Krippen gebaut, in Bockhorn (beide Kreis Friesland) eine. Bedarf für neue Kita-Plätze sieht auch die Stadt Essen/Oldenburg (Kreis Cloppenbur­g).

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DPA--BILD: PLEUL Vier Babys liegen in einer Kita nebeneinan­der. Eltern können jetzt Schadeners­atz verlangen, wenn sie keinen Kita-Platz bekommen.

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