Kritische Fragen zu Wiesenhof-Neubau
Antrag auf Wiederaufbau von Schlachthof sorgt für Diskussionen in Lohne
Wie viele Tiere will Wiesenhof in Zukunft in Lohne schlachten? Stimmen die Gerüchte, mehr als bisher. Das Unternehmen dementiert.
LOHNE – Der Bauausschuss der Stadt Lohne hat am Donnerstagabend mehrheitlich mit den Stimmen der CDU dem Wiederaufbau des im Frühjahr abgebrannten Geflügelschlachthofes von Wiesenhof zugestimmt. Wiesenhof, größter Geflügelfleischproduzent Deutschlands, will den am Ostermontag in großen Teilen abgebrannten Schlachthof für die gleiche Kapazität wie vor dem Brand wieder aufbauen.
Die Kapazität lag bei 432 000 geschlachteten Tieren pro Tag. Diese Kapazität werde aber nicht sofort erreicht, sagte Heinrich Paul Dröge aus dem Management der Wiesenhof-Mutter PHW. „Durch den Brand haben wir Kunden verloren und auch Markt verloren“, sagte er. Die Wiedergewinnung von Marktanteilen werde Zeit kosten.
Einige Ausschussmitglieder und auch einige Bürger äußerten die Vermutung, dass Wiesenhof insgeheim plane, die genehmigte Menge an täglich geschlachteten Tieren von 432 000 in einigen Jahren erhöhen zu wollen. „Wir wollen 432 000 Tiere schlachten“, sagte Dröge dazu.
Weil er vermute, dass Wiesenhof die Kapazität in der Zukunft doch erhöhen wolle, werde er dem Antrag nicht zustimmen, sagte Lutz Neubauer von der Ratsgruppe Lohner. Auch SPD-Ratsmitglied Silvia Klee sagte, dem Antrag nicht zustimmen zu wollen. „Nach wie vor haben wir keine gesunden Arbeitsverhältnisse dort“, sagte sie mit Blick auf die von dem WiesenhofSchlachthof beschäftigten Werkvertragsarbeiter.
Kritische Nachfragen gab es auch zur Verkehrsbelastung durch den Lkw-Verkehr und zur Grundwasserentnahme durch den Schlachthof.
Der Neubau soll einem Gutachten zufolge mit deutlich besserer Brandschutztechnik ausgestattet sein. Es gibt automatische Brandmelder, die mit der Feuerwehr verbunden sind, und automatische Löschanlagen. Ein Brand wie im Frühjahr sei in dem neuen Gebäude nicht mehr möglich, sagte ein Experte.
Wiesenhof will nach Erteilung der Baugenehmigung zeitnah mit den Arbeiten beginnen. Der Wiederaufbau werde voraussichtlich rund zwölf Monate in Anspruch nehmen, sagte eine Wiesenhof-Sprecherin. Danach wird der Betrieb mit vorerst einer Schlacht- und Zerlegelinie schrittweise zur alten Auslastung zurückkehren. „Ein genauer Zeitplan kann hierzu vorerst nicht gegeben werden, da sich der wiederaufgebaute Betrieb in Lohne den dann aktuellen Marktgegebenheiten anpassen muss“, sagte sie.
Vor Beginn der Ausschusssitzung hatten etwa 20 Aktivisten der Tierrechtsorganisation Animal Rights Watch vor dem Lohner Rathaus gegen den Schlachthof protestiert. Sie wiesen unter anderem auf negative Folgen der Massentierhaltung für Klima und Grundwasser hin. „Wir wollen, dass sich die Menschen mit dem Thema auseinandersetzen“, sagte Organisator Ulrich Rehberg.