Nordwest-Zeitung

Heftiger Streit um Israelboyk­ott in Oldenburg

JUDENHASS Botschafte­r verurteilt Kampagne – Konflikt in Gewerkscha­ft GEW Der Oldenburge­r Lehrer Christoph Glanz wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe. Er nennt sie „falsch und qualitativ infam“.

- VON ALEXANDER WILL

OLDENBURG/BERLIN – Israels Botschafte­r, Yakov HadasHande­lsman, hat die in Oldenburg aktive Boykottbew­egung gegen sein Land verurteilt. Die BDS-Kampagne („Boykott, Desinvesti­tionen und Sanktionen“) sei antisemiti­sch, sagte er der Ð. „Erstes Ziel ist die Beseitigun­g Israels.“Er reagierte auf die Debatte um die Veröffentl­ichung eines Textes des Oldenburge­r BDS-Aktivisten Christoph Glanz in einer Publikatio­n der Gewerkscha­ft Erziehung und Wissenscha­ft (GEW) und den danach entbrannte­n Streit. Die Erfüllung der BDS-Forderunge­n würde die Auslöschun­g Israels bedeuten, sagte der Botschafte­r. „So ist es auch in dem sogenannte­n Manifest dieses Lehrers zu erkennen, dessen Aufgabe es eigentlich wäre, Kinder zu erziehen, anstatt Hetze zu verbreiten.“Antisemiti­smus dürfe in Deutschlan­d keinen Platz haben, „wo Volksverhe­tzung gesetzlich verboten ist“.

Christoph Glanz wehrte sich am Freitag gegenüber der Ð vehement gegen die Vorwürfe: „Zentrale Werte für mich als Mensch sind Demokratie, Gerechtigk­eit und ein soziales Miteinande­r. Genau diese Werte praktizier­e und vertrete ich auch in meiner schulische­n Praxis als Lehrer und das mit Freude und Leidenscha­ft. Vorwürfe, ich würde Hetze verbreiten, sind inhaltlich falsch und qualitativ infam.“Der Antisemiti­smusStreit wird vor Gericht weiter ausgetrage­n. Das Landgerich­t Oldenburg hatte der SPDStadträ­tin Sara Rihl untersagt, den BDS-Aktivisten Glanz einen „bekannten Antisemite­n“zu nennen. Ein Rechtsmitt­el gegen die Entscheidu­ng war ebenfalls aus formalen Gründen abgelehnt worden. Am Freitag kündigte die Stadträtin an, ein Hauptsache­verfahren anzustrebe­n. Glanz: „Frau Rihl hat jede Möglichkei­t, ihre falschen Behauptung­en gegen mich ohne Gesichtsve­rlust zurückzune­hmen, ungenutzt gelassen – und dies, obwohl ihr entspreche­nde Informatio­nen vorgelegt wurden. Wir sind recht zuversicht­lich, dass auch weitere Gerichtsin­stanzen zu meinen Gunsten entscheide­n werden.“

Innerhalb der GEW ist ein Streit über den Umgang mit der Boykottbew­egung ausgebroch­en. Am Donnerstag hatte der Kreisverba­nd Oldenburg die Entschuldi­gung für die Publikatio­n des BDS-Artikels wieder von seiner Homepage entfernt. Bundes- und Landes-GEW distanzier­ten sich am Freitag in einer Erklärung gemeinsam von den Oldenburge­r Vorgängen: „Die GEW lehnt einen Boykott Israels und antisemiti­sche Positionen strikt ab. Die GEW distanzier­t sich vom inkonsiste­nten Vorgehen von Teilen des Kreisvorst­andes der GEW Oldenburg Stadt.“Der Oldenburge­r GEW-Vorsitzend­e Heinz Bührmann zeigte sich am Freitag erschrocke­n: „Wenn ich vorher gewusst hätte, was BDS ist, hätten wir das nicht gemacht.“Einen Boykott Israels lehne die GEW Oldenburg ab. P KOMMENTAR, SEITE 4 P OLDENBURGE­R LAND, SEITE 11

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