Heftiger Streit um Israelboykott in Oldenburg
JUDENHASS Botschafter verurteilt Kampagne – Konflikt in Gewerkschaft GEW Der Oldenburger Lehrer Christoph Glanz wehrt sich vehement gegen die Vorwürfe. Er nennt sie „falsch und qualitativ infam“.
OLDENBURG/BERLIN – Israels Botschafter, Yakov HadasHandelsman, hat die in Oldenburg aktive Boykottbewegung gegen sein Land verurteilt. Die BDS-Kampagne („Boykott, Desinvestitionen und Sanktionen“) sei antisemitisch, sagte er der Ð. „Erstes Ziel ist die Beseitigung Israels.“Er reagierte auf die Debatte um die Veröffentlichung eines Textes des Oldenburger BDS-Aktivisten Christoph Glanz in einer Publikation der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) und den danach entbrannten Streit. Die Erfüllung der BDS-Forderungen würde die Auslöschung Israels bedeuten, sagte der Botschafter. „So ist es auch in dem sogenannten Manifest dieses Lehrers zu erkennen, dessen Aufgabe es eigentlich wäre, Kinder zu erziehen, anstatt Hetze zu verbreiten.“Antisemitismus dürfe in Deutschland keinen Platz haben, „wo Volksverhetzung gesetzlich verboten ist“.
Christoph Glanz wehrte sich am Freitag gegenüber der Ð vehement gegen die Vorwürfe: „Zentrale Werte für mich als Mensch sind Demokratie, Gerechtigkeit und ein soziales Miteinander. Genau diese Werte praktiziere und vertrete ich auch in meiner schulischen Praxis als Lehrer und das mit Freude und Leidenschaft. Vorwürfe, ich würde Hetze verbreiten, sind inhaltlich falsch und qualitativ infam.“Der AntisemitismusStreit wird vor Gericht weiter ausgetragen. Das Landgericht Oldenburg hatte der SPDStadträtin Sara Rihl untersagt, den BDS-Aktivisten Glanz einen „bekannten Antisemiten“zu nennen. Ein Rechtsmittel gegen die Entscheidung war ebenfalls aus formalen Gründen abgelehnt worden. Am Freitag kündigte die Stadträtin an, ein Hauptsacheverfahren anzustreben. Glanz: „Frau Rihl hat jede Möglichkeit, ihre falschen Behauptungen gegen mich ohne Gesichtsverlust zurückzunehmen, ungenutzt gelassen – und dies, obwohl ihr entsprechende Informationen vorgelegt wurden. Wir sind recht zuversichtlich, dass auch weitere Gerichtsinstanzen zu meinen Gunsten entscheiden werden.“
Innerhalb der GEW ist ein Streit über den Umgang mit der Boykottbewegung ausgebrochen. Am Donnerstag hatte der Kreisverband Oldenburg die Entschuldigung für die Publikation des BDS-Artikels wieder von seiner Homepage entfernt. Bundes- und Landes-GEW distanzierten sich am Freitag in einer Erklärung gemeinsam von den Oldenburger Vorgängen: „Die GEW lehnt einen Boykott Israels und antisemitische Positionen strikt ab. Die GEW distanziert sich vom inkonsistenten Vorgehen von Teilen des Kreisvorstandes der GEW Oldenburg Stadt.“Der Oldenburger GEW-Vorsitzende Heinz Bührmann zeigte sich am Freitag erschrocken: „Wenn ich vorher gewusst hätte, was BDS ist, hätten wir das nicht gemacht.“Einen Boykott Israels lehne die GEW Oldenburg ab. P KOMMENTAR, SEITE 4 P OLDENBURGER LAND, SEITE 11