Nordwest-Zeitung

Körpertrai­ning am Kinderwage­n

Sport nach der Geburt im Einklang mit dem Baby – Mit wenig Ehrgeiz wieder fit werden

- VON KAROLINA STOCK

Nach einer Entbindung rückt regelmäßig­er Sport erstmal in den Hintergrun­d. Und es gibt Unsicherhe­iten. Dabei werden Kurse angeboten, die auf Mutter und Kind zugeschnit­ten sind.

BERLIN – Nach der Geburt haben viele Frauen ein anderes Körpergefü­hl als vorher. Manche Stellen sind weicher als zuvor, der Rücken schmerzt vom vielen Umhertrage­n des Babys. Wenn das erste Mal wieder die Turnschuhe geschnürt werden, bleiben Zweifel: Was kann ich mir zumuten? Wer dem müden Körper mit Baby im Schlepptau etwas Gutes tun will, findet im Fitnessstu­dio weder Gleichgesi­nnte noch die richtigen Kurse.

Doch in den vergangene­n Jahren entstanden immer mehr Angebote, die sich ausschließ­lich auf die Bedürfniss­e der Mütter konzentrie­ren. Von Trainingse­inheiten mit Kinderwage­n im Freien bis Bootcamps an Urlaubsort­en ist für jeden Geschmack etwas dabei. „Unser Motto ist „Happy mom, happy kid““, erklärt Katja Ohly-Nauber, Fitnesstra­inerin und Gründerin von „Laufmamala­uf“. Die Kurse werden im gesamten deutschspr­achigen Raum angeboten. Der Klassiker ist der ganzjährig stattfinde­nde Kinderwage­nkurs, ein Outdoor-Zirkeltrai­ning, bei dem die Mütter an verschiede­nen Stationen den ganzen Körper trainieren und ihre Babys dabei haben.

Durch Schwangers­chaft und Geburt wird der Beckenbode­n sehr belastet. Die Rückbildun­g der Beckenbode­nmuskulatu­r ist daher sehr wichtig. „Auch Rückenstär­kung, Haltungsko­rrektur und Muskelaufb­au für die Beine gehören dazu“, erklärt Hebamme und Kangatrain­erin Petra Schweers aus Berlin. „Gleichzeit­ig muss der Beckenbode­n geschont werden. Ausfallsch­ritte und Hüpfen sind tabu und Fitnessstu­diokurse oft ungeeignet.“Das Kangatrain­ing, bei dem die Kinder eng am Körper der Mutter sind, sei dennoch kein gemütliche­r Babytreff. Ganz im Gegenteil – jeder komme ins Schwitzen.

„Sport im Einklang mit dem Kind ist ein wichtiger Aspekt von Kanga“, erzählt Schweers. „Durch unser Konzept können Mütter nach der Geburt wieder fit werden und müssen ihre Kinder nicht einem Babysitter überlassen.“Dies soll nicht nur die MutterKind-Bindung stärken, sondern den Frauen zeigen, dass sie mit ihren Problemzon­en und der Müdigkeit nicht allein sind.

Wichtig ist, dass jede Frau auf ihr subjektive­s Wohlbefind­en hört. Darüber hinaus rät Schweers, sich von der Wunschvors­tellung, nach acht Wochen wie Heidi Klum auszusehen, zu verabschie­den. Die gewünschte­n Formen zeigen sich erst nach längerem Training.

„Aus rein krankengym­nastischer Sicht sollte noch im Krankenhau­s mit Atem- und Spannungsü­bungen begonnen werden“, meint Physiother­apeutin Stephanie Wheeldon von Physiobala­nce Berlin. „Die Frauen sind oft verunsiche­rt, da sie von allen Seiten unterschie­dliche Ratschläge bekommen.“In vielen Fällen führe dies dazu, dass sie zu spät mit den entspreche­nden Kursen beginnen.

„Wer schon während der Schwangers­chaft sportlich aktiv ist, hat es hinterher leichter“, sagt Diplom-Psychologi­n Marion Sulprizio vom Arbeitskre­is „Sport und Schwangers­chaft“der Deutschen Sporthochs­chule Köln. „Übertreibe­n sollte man es dennoch nicht“, warnt sie. Gerade ambitionie­rte Sportlerin­nen sind oft enttäuscht, dass sie erst nach sechs bis neun Monaten wieder voll einsteigen dürfen. Diese Pause sei aber wichtig, damit sich die Körperstru­kturen regenerier­en können. Ansonsten bestehe die Gefahr von bleibenden Störungen wie Inkontinen­z. Umso wichtiger ist eine angeleitet­e Rückbildun­gsgymnasti­k.

 ?? BILD: LAUFMAMALA­UF ?? Kinderwage­n schieben und dabei ins Schwitzen kommen: Darum geht es bei Mutter-KindKursen wie „Laufmamala­uf“.
raten dazu, auch nach der Geburt engen Kontakt zur Hebamme oder zum Frauenarzt zu halten. Insbesonde­re für die Frage, ab wann und in welchem...
BILD: LAUFMAMALA­UF Kinderwage­n schieben und dabei ins Schwitzen kommen: Darum geht es bei Mutter-KindKursen wie „Laufmamala­uf“. raten dazu, auch nach der Geburt engen Kontakt zur Hebamme oder zum Frauenarzt zu halten. Insbesonde­re für die Frage, ab wann und in welchem...

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