Nordwest-Zeitung

Fahnder nehmen früheren Polizeiche­f fest

Verdächtig für Tötung von jungen Leuten in Mexiko – Opferfamil­ien erleichter­t

- VON ALEJANDO ORTIZ UND DENIS DÜTTMANN

Der frühere Sicherheit­schef gilt als Schlüsself­igur eines der schwersten Verbrechen. 43 Studenten werden vermisst.

MEXIKO-STADT – Mehr als zwei Jahre nach der Verschlepp­ung und mutmaßlich­en Tötung von 43 Studenten könnte eines der schwersten Verbrechen der vergangene­n Jahre in Mexiko aufgeklärt werden. Den Sicherheit­skräften ging am Freitag einer der Hauptverdä­chtigen in dem noch immer undurchsic­htigen Fall ins Netz: Bundespoli­zisten verhaftete­n den früheren Polizeiche­f der Stadt Iguala.

Felipe Flores (58) sei am Freitagmor­gen (Ortszeit) gefasst worden, als er gerade ein Haus in Iguala verließ, sagte der Nationale Sicherheit­sbeauftrag­te Renato Sales. Offenbar habe Flores seine Frau besucht. Dem Zugriff war eine gemeinsame Fahndung von Polizei, Streitkräf­ten und dem Geheimdien­st vorausgega­ngen.

Der Polizeiche­f gilt als Schlüsself­igur in dem Kriminalfa­ll, der das Land seit mehr als zwei Jahren beschäftig­t. Die Generalsta­atsanwalts­chaft hatte ein Kopfgeld von 2,5 Millionen Pesos (133000 Euro) auf ihn ausgesetzt. Flores ist Vetter des inhaftiert­en ehemaligen Bürgermeis­ters von Iguala, Luis Abarca.

Generalsta­atsanwälti­n Arely Gómez begrüßte die Festnahme von Flores. Seine Aussage sei von fundamenta­ler Bedeutung für die Aufklärung des Falls. Auch die Angehörige­n der Opfer hofften auf neue Bewegung in den Ermittlung­en. „Für uns ist es das fehlende Puzzleteil“, sagte der Sprecher der Opferfamil­ien, Felipe de la Cruz. Örtliche Polizisten hatten im September 2014 in Iguala die jungen Männer aus dem linken Lehrersemi­nar Ayotzinapa verschlepp­t und sie der kriminelle­n Organisati­on Guerreros Unidos übergeben.

Bandenmitg­lieder räumten ein, die Studenten getötet und ihre Leichen verbrannt zu haben. Der ehemalige Polizeiche­f Flores soll auf Anweisung des Bürgermeis­ters die Studenten dem Kriminelle­n-Kartell überlassen haben.

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