Ein „Barbier“mit Klamauk und albernen Zutaten
Oper von Rossini im Bremer Theater am Goetheplatz – Komisches Talent der Sänger
BREMEN – Unvergessen ist die Oldenburger Inszenierung von Rossinis „Il Barbiere di Siviglia“von 2013, bei der das Geschehen in einer märchenhaften Unterwasserwelt angesiedelt war. In Bremen schlug Regisseur Michael Talke da eher konventionellere Pfade ein, versah die Oper aber auch mit entbehrlichen Zutaten. So tritt denn ein Herr (Guido Gallmann) mit den Worten auf: „Sie kennen mich nicht. Ich bin ein Regieeinfall.“
Kein besonders guter, muss man hinzufügen, denn der Fluss der Handlung und der Musik wird dadurch oft unterbrochen. Wenn diese Einlagen wenigstens etwas vom feinsinnigen Humor eines Loriot gehabt hätten! Bei der Gewittermusik muss er einen Kampf mit seinem Regenschirm bestehen.
Aber Talke setzt in seiner Inszenierung ohnehin mehr auf Klamauk, etwa beim Ständchen des Grafen, bei dem die von ihm angeheuerten Musiker immer wieder polternd etwas fallen lassen. Auch die Gesangsstunde mit dem falschen Basilio gerät reichlich albern. Chor und Solisten bewegen sich oft im Rhythmus der Musik wie Marionetten. Man muss bewundern, wie exakt diese schwierigen Bewegungsabläufe ausgeführt werden, aber sie tragen keinen ganzen Opernabend.
Auch die Bühnenausstattung von Barbara Steiner ist ständig in Bewegung. Schon bei der Ouvertüre schweben kronleuchterartige Ornamente immer wieder hoch und runter, werden Vorhänge aufund zugezogen und ein Sofa hereingerollt. Das war einfach zu viel des Guten. Die Kostüme von Regine Standfuß beweisen teilweise Mut zur Hässlichkeit, passen in ihrer skurrilen Überzeichnung aber zum Stil der Inszenierung.
Immerhin gelingen Talke auch ein paar komödiantische Einfälle, so dass dieser „Barbiere“letztendlich doch unterhaltsam ausfällt. Das ist natürlich auch dem komischen Talent der Sänger zu danken. Patrick Zielke etwa gibt den Doktor Bartolo in seinem zeltartigen Kostüm als trotteliges „Urviech“, Christoph Heinrich ist als Basilio sein Bruder im Geiste. Gesanglich können beide weitgehend überzeugen. Das gilt auch für Hyojong Kim als Graf Almaviva und Birger Radde als Figaro. Kim beeindruckt vor allem in der Arie „Cessa di piu resistere“mit geschmeidiger Stimmführung, Radde gestaltet seine Partie sympathisch und mit markantem Bariton. Als Rosina wächst Nerita Pokvytyté immer mehr in ihre Partie hinein und gibt der Figur kapriziöse Züge.
Olof Boman erweist sich am Pult der Bremer Philharmoniker als umsichtiger Garant für die musikalische Qualität. Seine Wiedergabe hat Schwung und Witz. Das irrwitzige Tempo im Finale des ersten Aktes wird hervorragend umgesetzt.
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