Fahrpreiserhöhung nicht weitergegeben
Längst nicht alle Unternehmen zahlen laut Insider Mindestlohn
OLDENBURG – In der Szene gilt Gerald Lamping als Nestbeschmutzer. Tatsächlich ist der Taxifahrer Brancheninsider. Und in dieser Funktion schüttet Lamping einen Kübel Schmutz über seinen Berufsstand aus.
Der Ð -Bericht über die von den Taxiunternehmen beantragte Fahrpreiserhöhung um zehn Cent pro Kilometer hat Lamping auf die Palme gebracht. Begründet wird die Erhöhung mit der Steigerung des Mindestlohns um 34 Cent von 8,50 auf 8,84 Euro. „Tatsächlich berichteten viele Kollegen immer wieder, dass sie keinen Mindestlohn bekommen“, schreibt Lamping. „Dass sie weiterhin eine Umsatzbeteiligung bekommen und ihre Arbeitszeit nachträglich ,kreativ’ verringert wird, so dass letztlich 8,50 Euro pro Stunde auf dem Papier stehen.“Und weiter: „Sehr beliebt scheint nach meinen Informationen auch die Variante zu sein, dass ich dir nur dann Mindestlohn zahle, wenn du einen bestimmten Stundenumsatz am Schichtende nach Hause bringst. Wenn nicht, dann gibts nur eine Umsatzbeteiligung.“Aus Sorge um ihren Arbeitsplatz müssten viele Kollegen dieses Spiel mitmachen.
Dennoch: „Es gibt in Oldenburg durchaus Taxiunternehmen, die professionell arbeiten und ihre Fahrer korrekt bezahlen.“Zu erkennen sind sie seiner Mitteilung nach an grünen Aufklebern auf den Autos mit dem Aufdruck „Sie fahren mit einem Taxi pro Mindestlohn“.
Lamping arbeitet seit 24 Jahren als Taxifahrer in der Stadt und hat als Gründungsmitglied bis 2010 maßgeblich an der Oldenburger Zeitschrift für Taxifahrer „Innenspiegel“mitgearbeitet.
„Natürlich gibt es in dieser Stadt Taxiunternehmen, die seit Beginn des Mindestlohns 2015 ihre Fahrer vollkommen korrekt und redlich nach dem Mindestlohngesetz bezahlen“, betont Lamping. Die Unternehmerverbände hätten vor zwei Jahren eine Erhöhung des Taxitarifs beantragt, der ausschließlich mit der Einführung des Mindestlohns begründet wurde. Lamping: „Die Unternehmen verpflichteten sich dadurch gegenüber der Stadt Oldenburg und natürlich auch den Kunden, die durch die höheren Fahrpreise generierten Einnahmen komplett in die Fahrerlöhne fließen zu lassen, um mindestens 8,50 Euro für jede geleistete Arbeitstunde zu zahlen.“Daran hielten sich offenbar längst nicht alle.