Nordwest-Zeitung

„Reichsbürg­er“sollen aus Staatsdien­st fliegen

Polizist in Berlin entlassen – Mehrere Disziplina­rverfahren in ganz Deutschlan­d gegen Beamte

- VON FRANK CHRISTIANS­EN

Beamte legen einen Eid auf das Grundgeset­z ab. Doch unter ihnen soll es „Reichsbürg­er“geben, die deutsche Gesetze nicht anerkennen.

BERLIN – Nach den tödlichen Schüssen eines „Reichsbürg­ers“auf einen Polizisten, werden Fälle bekannt, in denen Beamte selbst der Szene nahstehen sollen. Nach Medienberi­chten sei in Berlin ein Polizist deshalb entlassen und in Nordrhein-Westfalen ein Disziplina­rverfahren gegen einen Beamten eingeleite­t worden. Reichsbürg­er im Öffentlich­en Dienst müssten mit einer Suspendier­ung rechnen, sagen Politiker. „Auch außerhalb der Polizei ist klar: Beamte und Arbeitnehm­er im Öffentlich­en Dienst schulden dem Staat Loyalität“, sagte der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Unionsfrak­tion im Bundestag, Stephan Harbarth. SPD-Generalsek­retärin Katarina Barley forderte, dass Behörden in diesen Fällen Konsequenz­en ziehen. „Reichsbürg­er sind keine harmlosen Spinner.“

In Bayern hatte ein „Reichsbürg­er“am vergangene­n Mittwoch während einer Razzia einen Polizisten erschossen und drei verletzt. Die Polizei wollte dem Mann seine 31 Waffen abnehmen, weil er bei den Behörden als nicht mehr zuverlässi­g galt.

Die Berliner Polizei hatte bereits Anfang dieses Jahres einen Beamten wegen seiner Nähe zu den sogenannte­n Reichsbürg­ern entlassen. Bekannt geworden sei der Fall, weil der Polizist privat an einer Demonstrat­ion teilgenomm­en habe und mit Plakaten aufgefalle­n sei, sagte ein Polizeispr­echer am Montag.

Gegen einen Beamten des Düsseldorf­er Polizeiprä­sidiums sei ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t worden, bestätigte eine Polizeispr­echerin. Er sei nicht suspendier­t. Im Fall eines Dortmunder Polizisten wurde bereits Ende 2014 ein Disziplina­rverfahren eingeleite­t. Er ist wegen des Verdachts eines schweren Dienstverg­ehens suspendier­t, sagte ein Sprecher des NRWInnenmi­nisteriums. Aus Niedersach­sen sind keine derartigen Fälle bekannt.

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