Drohnen versorgen afrikanische Dörfer
Unbemannte Flugobjekte liefern Medikamente und Blutkonserven – Nur Stunden unterwegs
Auch in die abgelegensten Dörfer schaffen es die Drohnen. Die Technologie ist vielversprechend, aber die Herausforderungen sind noch groß.
JOHANNESBURG – Als die Drohne über ihren Hütten auftauchte, gerieten die Einwohner einiger abgelegener Dörfer in Malawi in Panik. Einige glaubten an einen Angriff, andere an Hexerei. Doch nicht Gefahr, sondern Hilfe bringen die speziellen Flieger: Medikamente, Blutkonserven und andere Güter für schwer zugängliche Regionen. In Malawi testeten die Vereinten Nationen Anfang des Jahres, ob HIVTests mit Drohnen besser verteilt werden können als mit Fahrzeugen. Nach einigen Erklärungen akzeptierten die Dorfbewohner das Projekt nicht nur, sondern viele begrüßten die Luftfahrzeuge sogar voller Begeisterung. Lehrer und Schüler stürmten aus ihren Klassenzimmern, wenn sie eine Drohne hörten. „Es war sehr aufregend“, sagt Unicef-Mitarbeiterin Judith Sherman. Gerade für Afrika, dem die Weltbank „die schlechteste Infrastruktur aller Entwicklungsregionen“bescheinigt, erhoffen sich die Forscher Fortschritte aus der Luft. Wo Straßen existieren, sind sie oft unbefestigt. Sofern sie überhaupt befahrbar sind, geht das oft nur in der Trockenzeit. Roboter-Flugzeuge müssen solche Hürden nicht nehmen.
Noch verheißen sie nicht den Durchbruch bei der Versorgung ländlicher Regionen, aber in einer Reihe von Projekten wird ausgelotet, was möglich ist. Für eines fällt jetzt der Startschuss in Ruanda: In dem kleinen ostafrikanischen Land schaffen die Regierung und das US-Unternehmen Zipline ein DrohnenNetzwerk, um abgelegene Krankenhäuser mit Arzneimitteln und Blutkonserven zu versorgen.
Schon Minuten nach einer Bestellung könne ein RoboterFlugzeug mit den nötigen Hilfsmitteln abheben, erklärt Zipline. Bis zu 100 Kilometer pro Stunde könne es schaffen und so schneller sein als jedes andere Transportmittel. Statt Tage oder gar Wochen sollen die Lieferungen nur noch Stunden unterwegs sein. Ziel ist, dass mit solchen Lieferungen Leben gerettet werden.
In Madagaskar vor der afrikanischen Ostküste wurden in einem weiteren Projekt Drohnen eingesetzt, um Blut- und Stuhlproben aus Dörfern zu holen. Auch damit lassen sich Leben retten. Afrika biete gute Voraussetzungen für den Einsatz von Drohnen, erklärt Sid Rupani, der für die US-Firma Llamasoft Möglichkeiten effektiver Versorgungsketten untersucht: „Es hat keinen überfüllten Luftraum, nicht so viele städtische Gebiete, die man beachten muss“.
Doch Hürden und Herausforderungen gibt es noch genug. Bei einigen Modellen der unbemannten VersorgungsFlieger lässt die Reichweite klar zu wünschen übrig. Wenn sie abstürzen, sind sie im unwegsamen Gelände oft nur schwer zu finden. Sie können meist nur wenig transportieren. Zudem haben einige Regierungen Vorbehalte, weil sie eine Verletzung ihrer Souveränität fürchten.