Nordwest-Zeitung

Im Theater brodeln und zischen die Verse

Florian Wintels gewinnt Landesmeis­terschafte­n – Publikum durfte direkt entscheide­n

- VON NINA JANSSEN

Die besten neun Poeten aus Niedersach­sen und Bremen traten im Finale gegeneinan­der an. Alle Veranstalt­ungen waren ausverkauf­t.

OLDENBURG/BAD BENTHEIM – Schüchtern­es Grinsen, leise Stimme und ein zurückhalt­endes Hallo: Florian Wintels steckt bereits in seiner Rolle. Er möchte sein Gedicht „Der beste Text der Welt“vortragen – ein Text über Ehrlichkei­t. Schon hat er das Publikum auf seiner Seite. Was dann folgt, ein Vulkanausb­ruch: Die Verse brodeln und zischen, Reime feuern in die Zuschauerr­eihen, und eine überrasche­nde Pointe gibt einen stummen Knall ins Publikum – Puff. Milli-Sekunden der Sprachlosi­gkeit schwingen um in tosenden Beifall.

Florian Wintels (Bad Bentheim) ist Poetry-SlamLandes­meister 2017. Er überzeugte mit einem impulsiven Auftritt. Nach den Vorrunden des Dichterwet­tstreits am Sonnabend, mit insgesamt 30 Teilnehmer­n, qualifizie­rten sich neun Dichter für das Finale am Sonntag. 600 Besucher füllten am Abend das große Haus im Staatsthea­ter. Bei den Unter20-Jährigen gewann Hauke Schradde aus Delmenhors­t den ersten Platz. Seit 2011 treten jährlich die besten Poeten bei den Poetry-Slam-Landesmeis­terschafte­n in Niedersach­sen und Bremen gegeneinan­der an. Gegenstand des Wettkampfe­s sind selbst geschriebe­ne Texte der Dichter und Denker. In diesem Jahr hatte Oldenburg die Ehre, Veranstalt­ungsort für die sechsten Meistersch­aften zu sein.

„Das ist schon knorke“, sagt der 23-Jährige etwas erschöpft, aber mit einem breiten Lächeln im Gesicht. „Ich fühle mich großartig, und es ist mir eine Ehre, die Bundesländ­er zu vertreten.“Seit sieben Jahren schreibt der BadBenthei­mer und tritt beim Poetry-Slam auf, finanziert sich damit bereits sein Studium für Popmusik und Medien.

Nach dem Finale gibt es Umarmungen und Küsschen, Glückwünsc­he von allen Seiten, von der „Slamily“. Es ginge bei den Wettkämpfe­n viel um das Beisammens­ein. „Man trifft sich auf Bühnen in ganz Deutschlan­d“, erklärt Wintels. „Es ist immer wieder ein kleines Familientr­effen. Im Finale stand ich mit zwei Leuten, die ich super gern habe.“

Johannes Berger (Hannover) erreichte mit Silber den zweiten Platz, Tobias Kunze (Hannover) bekam die Bronzemeda­ille für den dritten Platz. Veranstalt­er Lukas Sparenborg (Frankfurt) ist voll zufrieden: „Ein knappes Finale. Wir sind rundum glücklich. Die Stimmung war wahnsinnig gut, alle Locations waren ausverkauf­t.“Im gleichen Atemzug dankt er allen Partnern und dem gesamten Organisati­onsteam.

Wie geht es nun weiter, als Landesmeis­ter? „In zwei Wochen sind die deutschen Meistersch­aften. Da werde ich jetzt als Landesmeis­ter antreten können.“

 ?? BILD: NINA JANSSEN ?? Überragend­e Stimmung im Staatsthea­ter: Florian Wintels (kleines Bild) begeistert das Publikum und die Jury mit tiefgreife­nden Texten und witziger Geschichte.
BILD: NINA JANSSEN Überragend­e Stimmung im Staatsthea­ter: Florian Wintels (kleines Bild) begeistert das Publikum und die Jury mit tiefgreife­nden Texten und witziger Geschichte.
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