Nordwest-Zeitung

Wie feiern eigentlich richtige Rocker? Ganz anders, als man es sich im ersten Moment vorstellen würde.

- VON TIMO EBBERS UND TOBIAS SCHWERDTFE­GER

OLDENBURG – Einen kleinen dicken Mexikaner haben die Bandidos in Oldenburg zurückgela­ssen. Von einer herausgelö­sten Scheibe droht sein Abbild wie gewohnt mit Revolver und Machete – wenn man es denn sähe. Witchy, der ehemalige Präsident des Chapters, hat die Scheibe auf einen Tisch gelegt und mit der Sitzfläche eines Barhockers verdeckt. Nicht aus Missachtun­g, im Gegenteil. Niemandem, der einen Fuß durch das Tor an der Alexanders­traße Nummer 15 setzt, soll noch der Anschein erweckt werden, dies sei ein Clubhaus des Bandidos MC. „Das wäre Anmaßung“, sagt Witchy.

Dies ist nicht mehr das „rough land“, das raue Land der Bandidos, sowenig wie Uwe Wieczorek noch Präsident oder überhaupt Mitglied im berühmt-berüchtigt­en Motorradcl­ub ist. „Vor 20 Jahren wäre das ein schwerer Schritt gewesen“, sagt der 57Jährige. „Heute ist mein Leben ruhiger geworden.“

Postkarten in den Farben Schwarz und Orange hängen zwar noch an den Wänden hinter dem Tresen, doch andere Winkel sind inzwischen auffällig kahl. „Was hier noch hängt, sind Postkarten, die du so überall bekommen kannst. Interna müssen abgehängt werden“, sagt Wieczorek. Das sind die Regeln.

Das Aus für das Oldenburge­r Chapter war beschlosse­ne Sache am 24. September, doch plötzlich kam es nicht. „Das war ein Prozess. Am Ende haben das National Chapter und wir miteinande­r entschiede­n, dass das Oldenburge­r Chapter nicht zu halten ist“, sagt der ehemalige Rocker-Boss. „Es erfüllte nicht mehr den Standard“, sagt Micha, Pressespre­cher der Bandidos Deutschlan­d, und wundert sich selbst, wie technisch das klingt.

Fünf Member sollte ein Chapter mindestens haben. In Oldenburg waren es im Sommer noch sieben. Dann verließ der Sergeant at Arms, eine Art Sicherheit­soffizier und Leibwächte­r des Präsidente­n, den Club. Drei weitere Member wechselten zum Chapter nach Aurich. Schließlic­h waren sie in Oldenburg nur noch zu zweit. „Ich hätte das Chapter auch wechseln können“, sagt Witchy und zuckt mit den Schultern. „Aber das sollen jetzt Jüngere machen.“Dabei sieht er mit seinen 57 Jahren doch recht frisch aus. Witchy lacht nur: „Da ist das Sofa schon ganz schön nah.“

Vielleicht war die Luft bei den Bandidos in Oldenburg einfach raus.

„Das ist einfach so. Du hast mal fünf gute, und dann auch wieder fünf andere Jahre“, sagt Witchy. Und es ist nicht

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