Nordwest-Zeitung

Anhebung des Rentennive­aus kostet Arbeitsplä­tze

- VON RASMUS BUCHSTEINE­R, BÜRO BERLIN

FRAGE: Union und SPD ringen in der Großen Koalition um eine Rentenrefo­rm und Maßnahmen gegen Altersarmu­t. Von beiden Seiten kommt die Forderung nach einer doppelten Haltelinie, beim Rentennive­au und bei den Beiträgen. Was spricht dagegen? ZANDER: Das ist im Prinzip ein vernünftig­er Ansatz. 2001 hat der Bundestag eine Obergrenze von 22 Prozent für die Beiträge und eine Untergrenz­e von 43 Prozent für die Zeit bis 2030 festgelegt. Das war weitsichti­g. Natürlich kann man sich jetzt einen Zeitraum über 2030 hinaus vornehmen und entspreche­nde Festlegung­en treffen. Aber wir brauchen eine Balance zwischen Beitragssa­tz und Rentennive­au. Die Große Koalition darf jetzt nicht auf Kosten der nachfolgen­den Generation Rentengesc­henke verteilen, sonst stürzt sie die Rente in eine Legitimati­onskrise bei den Jüngeren. FRAGE: Wo könnte denn die Untergrenz­e für das Rentennive­au liegen? ZANDER: Die Gewerkscha­ften erwecken den falschen Eindruck, dass bei einem Absinken des Rentennive­aus weniger Geld bei den Rentnern ankommt. Die Renten werden auch in Zukunft real steigen. Eine Stabilisie­rung des Rentennive­aus bei 43 Prozent wäre ein unverantwo­rtbares Rentengesc­henk. Wenn der CSU dann auch noch die Forderung nach Ausweitung der Mütterrent­e erfüllt würde und die OstWest-Rentenangl­eichung käme, wäre das Ganze vollends unbezahlba­r. Vor Abenteuern kann ich nur warnen. Wir brauchen jetzt Weitsicht und Vernunft. FRAGE: Welche Folgen hätte eine Reform, wie sie jetzt in der Großen Koalition diskutiert wird? ZANDER: Jede Anhebung des Beitragssa­tzes kostet Arbeitsplä­tze. Ein Prozentpun­kt mehr Rentenbeit­rag kostet die Unternehme­n 4,5 Milliarden Euro. Damit kann man 45 000 Arbeitnehm­er einstellen. Hinzu kommt, dass die Koalition sicherlich auch den Steuerzusc­huss für die Rentenkass­e anheben müsste. Schon jetzt stammen über 80 Milliarden, damit jeder dritte Euro, der für die Rente ausgegeben wird, aus dem Bundeshaus­halt. Wenn das noch mehr werden sollte, verkleiner­n sich die Spielräume für Investitio­nen in Bildung, Infrastruk­tur oder moderne Technologi­en. XXL-Rentengesc­henke sind eine Gefahr für Wachstum und Beschäftig­ung, für den Standort Deutschlan­d.

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BILD: DPA

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