Als die Anschläge in Paris begannen, saß Außenminister FrankWalter Steinmeier (60, SPD) mit Frankreichs Präsident François Hollande im Stadion.
FRAGE: Wann haben Sie von den Anschlägen erfahren? STEINMEIER: Etwa eine Viertelstunde vor der Halbzeitpause kam ein französischer Sicherheitsbeamter zu Präsident Hollande und ließ uns wissen, dass es vor dem Stadion wohl mehr als eine Explosion gegeben habe. Ein paar Minuten später kam er wieder und berichtete von Toten. Das war ein Schock. Natürlich haben wir uns gefragt: Müssen wir das Spiel nicht abbrechen? Aber nach Beratungen wurde entschieden, das Spiel laufen zu lassen, um keine Panik auszulösen. FRAGE: Wie ging es Ihnen in diesem Moment? STEINMEIER: Ich saß auf der Tribüne, und mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf, ganz bestimmt nicht über Fußball. Es war ein schreckliches Gefühl, auch weil immer mehr Informationen eintrafen über die Anschläge in der Stadt. Trotzdem war es wichtig, ruhig zu bleiben, um keine Hysterie auszulösen. FRAGE: Damals war von einem 11. September für Europa die Rede... STEINMEIER: Solche schrecklichen Ereignisse lassen sich nicht vergleichen. Klar ist: Diese Anschläge waren ein Angriff auf Europa insgesamt, unsere Lebensart, unsere Kultur, unsere Werte. Dieses Gefühl hatten wahrscheinlich auch die Amerikaner nach dem 11. September. FRAGE: Ist die Terrorgefahr nun auch in Deutschland zur Normalität geworden? STEINMEIER: Wir leben in Deutschland nicht auf einer Insel der Glückseligen. Terror ist eine internationale Bedrohung, diese Gefahr betrifft auch uns. Absolute Sicherheit gibt es nicht, aber unsere Sicherheitsbehörden tun alles, um die Gefahr zu minimieren. Die verhinderten, aber auch die nicht verhinderten Anschläge haben gezeigt: Wir brauchen eine enge Kooperation unserer europäischen Sicherheitsbehörden. Das bringen wir weiter voran.