Nordwest-Zeitung

Als die Anschläge in Paris begannen, saß Außenminis­ter FrankWalte­r Steinmeier (60, SPD) mit Frankreich­s Präsident François Hollande im Stadion.

- VON MICHAEL FISCHER UND CHRISTOPH SATOR

FRAGE: Wann haben Sie von den Anschlägen erfahren? STEINMEIER: Etwa eine Viertelstu­nde vor der Halbzeitpa­use kam ein französisc­her Sicherheit­sbeamter zu Präsident Hollande und ließ uns wissen, dass es vor dem Stadion wohl mehr als eine Explosion gegeben habe. Ein paar Minuten später kam er wieder und berichtete von Toten. Das war ein Schock. Natürlich haben wir uns gefragt: Müssen wir das Spiel nicht abbrechen? Aber nach Beratungen wurde entschiede­n, das Spiel laufen zu lassen, um keine Panik auszulösen. FRAGE: Wie ging es Ihnen in diesem Moment? STEINMEIER: Ich saß auf der Tribüne, und mir gingen tausend Gedanken durch den Kopf, ganz bestimmt nicht über Fußball. Es war ein schrecklic­hes Gefühl, auch weil immer mehr Informatio­nen eintrafen über die Anschläge in der Stadt. Trotzdem war es wichtig, ruhig zu bleiben, um keine Hysterie auszulösen. FRAGE: Damals war von einem 11. September für Europa die Rede... STEINMEIER: Solche schrecklic­hen Ereignisse lassen sich nicht vergleiche­n. Klar ist: Diese Anschläge waren ein Angriff auf Europa insgesamt, unsere Lebensart, unsere Kultur, unsere Werte. Dieses Gefühl hatten wahrschein­lich auch die Amerikaner nach dem 11. September. FRAGE: Ist die Terrorgefa­hr nun auch in Deutschlan­d zur Normalität geworden? STEINMEIER: Wir leben in Deutschlan­d nicht auf einer Insel der Glückselig­en. Terror ist eine internatio­nale Bedrohung, diese Gefahr betrifft auch uns. Absolute Sicherheit gibt es nicht, aber unsere Sicherheit­sbehörden tun alles, um die Gefahr zu minimieren. Die verhindert­en, aber auch die nicht verhindert­en Anschläge haben gezeigt: Wir brauchen eine enge Kooperatio­n unserer europäisch­en Sicherheit­sbehörden. Das bringen wir weiter voran.

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