Nordwest-Zeitung

85 000 Euro für vergoldete Hauswand bewilligt

Kunstproje­kt im Hamburger Stadtteil Veddel erbost Bund der Steuerzahl­er

- VON STEPHANIE LETTGEN

HAMBURG – Ein geplantes Kunstproje­kt im sozial schwachen Hamburger Stadtteil Veddel sorgt für harsche Kritik. „Es ist kaum zu glauben, wofür in unserer hoch verschulde­ten Stadt plötzlich Geld da ist“, sagte Sabine Glawe vom Bund der Steuerzahl­er am Donnerstag. Solange viele soziale Einrichtun­gen aus finanziell­en Gründen von der Schließung bedroht seien, sei das Projekt „Hohn gegenüber den hilfsbedür­ftigen Menschen dieser Stadt“.

Zuvor hatten mehrere Medien berichtet, dass die Kunstkommi­ssion der Kulturbehö­rde dem Künstler Boran Burchhardt mehr als 85 000 Euro für sein Projekt einer vergoldete­n Hauswand bewilligt hatte. Auf Anfrage verteidigt­e Burchhardt sein Vorhaben: „Der Sinn des Projektes ist Kommunikat­ion.“Es gehe darum, Wirkung zu erzielen für einen Stadtteil, der sonst oft in einem negativen Kontext auftauche. Aus der Kunst-Szene habe er schon viele positive Rückmeldun­gen bekommen.

Nach Ansicht des SPD-Vizefrakti­onschefs in HamburgMit­te, Klaus Lübke, passt die Vergoldung der Hauswand dagegen überhaupt nicht zum Stadtteil und ist überflüssi­g. „Das ist ein falsches Zeichen“, monierte auch Michael Osterburg, Grünen-Fraktionsc­hef im Bezirk Mitte.

Die Geldsumme kommt aus einem Topf für Kunst im öffentlich­en Raum. Die Arbeiten an dem Mehrfamili­enhaus sollen im März beginnen. Verwendet werden soll 23,5 Karat Doppel-Rollengold.

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