Nordwest-Zeitung

Regionales Handwerk freut sich über goldenen Herbst

Volle Auftragsbü­cher – Suche nach Personal schwierig

- VON SABRINA WENDT

OLDENBURG – Das Handwerk in der Region ist in guter Verfassung. Das geht aus der aktuellen Konjunktur­umfrage der Handwerksk­ammer (HWK) Oldenburg für den Herbst hervor, die am Donnerstag in der Oldenburge­r Zentrale der HWK vorgestell­t wurde.

Demnach „berichten die meisten Kollegen aus dem Handwerk von vollen Auftragsbü­chern“, sagte Eckhard Stein, Vizepräsid­ent der HWK Oldenburg. Der Geschäftsk­limaindex sei weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. „Er steigt zum zweiten Mal in Folge und erreicht aktuell 65 Punkte“, sagte Stein. Vor einem Jahr waren es 63.

Basis für diese Einschätzu­ngen war die jüngste Befragung von 441 Betrieben. Dabei wurde deutlich: Vor allem das Bauhauptge­werbe und die Ausbauhand­werke erwiesen sich als Zugpferde. „Hier kletterte der Index auf stolze 71 Punkte und man darf getrost von einem goldenen Herbst sprechen“, sagte Stein.

Ein Grund für die positive Stimmung sei das niedrige Zinsniveau. Egal ob Neubau, Umbau oder Renovierun­g, das Geld werde investiert. Nüchterner sei die Lage bei den Zulieferer­n. Hier sank der Index im Vergleich zum Vorjahr von 66 auf 62 Punkte. Gründe seien die nachlassen­de Weltnachfr­age und Unsicherhe­it durch den Brexit, erklärte Stein.

Für handwerkli­che Betriebe werde es immer schwierige­r, Fachkräfte zu finden, erklärte Heiko Henke, Hauptgesch­äftsführer der HWK. „Unter anderem wegen des demografis­chen Wandels.“

Vom steigenden Altersschn­itt profitiere allerdings das Gesundheit­shandwerk, der Index habe um elf Punkte auf 61 zugelegt. Gemeinhin hätten handwerkli­che Betriebe gut zu tun, allerdings fehlten ab und an personelle Ressourcen, um alle Aufträge zeitnah abzuarbeit­en.

Um dem Fachkräfte­mangel entgegenzu­wirken, engagiert sich Aloys Holthaus, Geschäftsf­ührer der Franz Holthaus Elektro GmbH in Lohne, gleich mehrfach. Seit mehr als 100 Jahren werde der Betrieb in Familienha­nd geführt. Tätig ist das Unternehme­n in der Automatisi­erungstech­nik, der Elektrokon­struktion und in der Elektroins­tallation.

Um Fachkräfte zu gewinnen, sei ein gutes Image notwendig. „Das spricht sich rum, soziale Netzwerke sind hier auch immer wichtiger“, sagte Holthaus. Er befürworte außerdem „Praktika während der Schulzeit. Damit haben wir positive Erfahrunge­n gemacht“. Das „große Potenzial“, das Flüchtling­e bergen, gelte es „zu nutzen“. Daher bietet Holthaus Praktika für Flüchtling­e an, zurzeit beschäftig­t er einen Syrer.

Henke betonte, dass die Unternehme­n gute Chancen hätten, „die mit der Zeit gehen und verstehen, was jungen Leuten heutzutage wichtig ist“. Einkommen sei nicht immer das Wichtigste, vielmehr stünde das soziale Klima im Vordergrun­d.

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BILD: SABRINA WENDT Stellten die Ergebnisse der Konjunktur­umfrage vor (von links): Klaus Hurling, Heiko Henke, Eckhard Stein (alle HWK) und Aloys Holthaus (Franz Holthaus Elektro GmbH)

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