Jagdhörner blasen leis’ Adieu
Gruppe des Hegerings Oldenburg-Nord nach 40 Jahren aufgelöst
1976 leitete Rudi Hempen einige Jugendliche an. Eine Mitgliederwerbung blieb ohne Erfolg.
OHMSTEDE/ETZHORN – „Jagd vorbei – Halali!“– ob sie dieses Signal zum Abschluss der letzten gemeinsamen Übungseinheit gespielt haben, ist nicht überliefert. Klar ist nur, dass sich einige Mitglieder der Jagdhornbläsergruppe im Hegering Oldenburg-Nord bei der bevorstehenden Hubertusmesse ein letztes Mal sehen und gemeinsam blasen werden. Dann aber schon nicht mehr unter offizieller Bezeichnung – denn die Gruppe hat sich im wahrsten Sinne sang- und klanglos nach vier Jahrzehnten auflöst.
Geburtstage, Beerdigungen, Jubiläen, Hochzeiten, Gemeindefeste, Laternenumzüge und Wettbewerbe in verschiedenen Ländern. Auftrittsmöglichkeiten gab es seit der Gründung 1976 irgendwie immer, Mitblasende aber immer weniger.
Hegeringmitglieder hatten damals eine Jugendgruppe angeregt, 1982 folgte eine eigene Jägergruppe (beides unter An- und Leitung von Rudi Hempen), zwei Jahre später schlossen sich die beiden Stränge zu einem – der Jagdhornbläsergruppe des Hegerings – zusammen.
In Spitzenzeiten brachte die Gruppe mehr als 30 Mitglieder zusammen. Zuletzt war es hingegen bloß noch ein halbes Dutzend, nachdem vier „Leistungsträger“, wie es heißt, aus beruflichen, familiären und Altersgründen nahezu zeitgleich vor vier Wochen die Gruppe verlassen hatten. „Uns mangelte es an der ersten und zweiten Stimme“, sagt Chronist Herwig Witte heute. Eine Nachbesetzung erwies sich mangels Interessenten als schier unmöglich. Von grundsätzlichen Problemen in der „Szene“mag er da nicht sprechen. „Nein nein – das Jagdhornblasen stirbt nicht aus“, sagt Witte und weiß das zu begründen: „In den Landkreisen wachsen die Gruppen ja weiter – aber hier in Oldenburg war es in den letzten zehn Jahren immer schwierig, da gab es keinen Nachwuchs mehr.“Ihr jagdliches Zuhause haben die jungen Leute nun einmal nicht in der Stadt, sondern „weiter draußen“.
Versucht hatten es die bis dato aktiven Mitglieder dennoch, innerhalb des Hegerings und der Jägerschaft um Mitglieder geworben, auch im familiären und nachbarschaftlichen Umfeld unermüdlich nachgehakt. Ohne echten Erfolg. Hinzu kam, dass im Laufe des letzten Jahrzehnts die Veranstaltungen der Vereine seltener wurden, gleiches galt damit für öffentliche Auftritte. Sprich: Weniger Zuhörer – weniger Interessenten. „Wir sind dann bei vielen wohl in Vergessenheit geraten“, vermutet Witte – nachdem man zuvor jahrzehntelang das kulturelle Leben mindestens ergänzt hatte.
Nun ist es halt, wie es ist und war. Auch Hartmut Bruschke, langjähriger musikalischer Leiter der Gruppe, bedauert das Ende, hat aber ebenso wenig Chancen für eine Fortsetzung gesehen. Was bleibt, sind viele schöne Erinnerungen an ebenso schöne Veranstaltungen – im kleinen wie im großen Kreise. Da war zum Beispiel ein beachtlicher 15. Platz bei einem Bundeswettbewerb der Jagdhornbläsergruppen samt der intensiven Vorbereitung darauf, da waren all die Übungseinheiten bei der Feuerwehr, die einen Raum zur Verfügung gestellt hatte. Da waren aber auch viele gesellige Momente mit Partnern und Freunden. Und da ist Annette Sanner, die die Gruppe von Anfang bis Ende gelebt und begleitet hat.
Im privaten Rahmen werden die ehemaligen Mitglieder sicher noch auf dem Fürst-Pleß- und dem Parforcehorn blasen – Jägermärsche, Jagdfanfaren, Spielstücke und Jagdsignale. Am Samstag gibt’s in großer Runde eine letzte „Begrüßung“(alter Fürstengruß) und das „Auf Wiedersehen“. Irgendwie, irgendwo, irgendwann.