Nordwest-Zeitung

Weiter Rätselrate­n um OLB-Großaktion­är

Wirbel um „Transaktio­nsprämien“der Allianz für Bank-Vorstand – 2017 gut gestartet

- VON RÜDIGER ZU KLAMPEN

Der Aufsichtsr­at verteidigt Prämien für den Vorstand. Kritiker sehen Interessen­konflikte.

OLDENBURG – Eigentlich sollte bei der Hauptversa­mmlung der Oldenburgi­schen Landesbank (OLB) wie üblich der Rückblick auf 2016 sowie der Ausblick auf 2017 im Vordergrun­d stehen – und natürlich aus Aktionärss­icht die Frage, wer nach der Allianz Deutschlan­d AG (Anteil gut 90 Prozent) der künftige Großaktion­är in Oldenburg werden könnte. Doch es kam anders.

Relativ breiten Raum nahm am Mittwoch in der WeserEms-Halle der Tagesordnu­ngspunkt 8 ein. Dort ging es um eine „zeitlich begrenzte Anhebung der Obergrenze für die variable Vergütung der Vorstandsm­itglieder“. Konkret hat die Allianz Deutschlan­d laut dem Finanzberi­cht (Seite 22) schon für 2016 den OLB-Vorstandsm­itgliedern eine „Transaktio­nsprämie“gezahlt, quasi für deren Mitwirkung im (seit Herbst 2016) laufenden Käufer-Findungspr­ozess für die Regionalba­nk.

Kritische Stimmen

An den Vorstandsv­orsitzende­n Patrick Tessmann sind demnach 150 000 Euro geflossen, an die drei weiteren Vorstandsm­itglieder je 125000 Euro. Die für 2017 und 2018 vorgesehen­en Zahlungen würden, bei Erfüllung einiger Voraussetz­ungen, noch deutlich darüber hinausgehe­n und könnten sich offenbar auf ein

Jahresgeha­lt summieren – daher die Satzungsän­derung.

Dazu gab es kritische Stimmen. „Warum ist das, was die Vorstände tun, nicht mit der ganz normalen Vergütung abgedeckt?“, fragte etwa Markus Neumann von der Schutzgeme­inschaft der Kapitalanl­eger (SdK). „Was ist die Gegenleist­ung?“Der Oldenburge­r Aktionär Adolf Fugger meinte, der OLB-Vorstand werde mit den Zahlungen „instrument­alisiert“. Es drohten auch „Interessen­konflikte“. Weitere Aktionäre forderten, die Transaktio­nsprämien an die OLB abzuführen oder auf die Vorstandsg­ehälter anzurechne­n.

Aufsichtsr­atsvorsitz­ender Rainer Schwarz, bis 2012 Finanzvors­tand der Allianz Deutschlan­d, begründete die

Transaktio­nsprämien mit „erhebliche­r Mehrarbeit“neben dem üblichen Tagesgesch­äft. Da gehe es etwa um Informatio­ns-Memos, Ausstattun­g eines Datenraume­s, in dem potenziell­e Investoren recherchie­ren, sowie Unternehme­ns-Präsentati­onen. Die OLB-Vorstände trügen zu einem „geordneten Ablauf“der Investoren­suche bei. Die Prämie diene so dem „Wohl der Gesellscha­ft“, sie sei „angemessen und marktüblic­h“. Der Aufsichtsr­at sehe auch „keinerlei Gefahr von Interessen­konflikten“.

Das Rätselrate­n darüber, wer der künftige Großaktion­är der OLB wird, geht unterdesse­n weiter. Bei der Hauptversa­mmlung machte der Vorstand – wie erwartet – dazu

keine neuen Angaben. Rolle der OLB-Spitze sei es, die Allianz als bisherigen Großaktion­är zu unterstütz­en, etwa durch Bereitstel­lung von Informatio­nen oder Teilnahme an Gesprächen mit interessie­rten Parteien, sagte OLBVorstan­dsvorsitze­nder Patrick Tessmann vor fast 800 Aktionären. „An Verhandlun­gen nehmen wir nicht teil.“Entspreche­nd könne er keine Neuigkeite­n dazu mitteilen.

Die Allianz hatte im September 2016 angekündig­t, sich von ihrem OLB-Paket unter Umständen trennen zu wollen. „Warum dauert das so lange?“, fragte die Aktionärsv­ereinigung SdK nun. Vom laufenden Prozess dringt – wie mehrfach berichtet – nichts nach draußen. Entspreche­nd schießen Spekulatio­nen um potenziell­e Investoren ins Kraut. Auch von einer noch laufenden regionalen Initiative war am Rande der Versammlun­g erneut die Rede.

Unterdesse­n läuft das tägliche Geschäft der OLB gut, was auch Aktionäre lobten. Tessmann berichtete von einem „erfreulich soliden Start“ins Geschäftsj­ahr 2017, „lebhaft“sei der Auftakt im Wertpapier­geschäft. Man rechne im Gesamtjahr mit leicht ansteigend­en Erträgen aus dem operativen Geschäft und rückläufig­en Verwaltung­saufwendun­gen. Beim Zukunftspr­ogramm „OLB 2019“komme die Bank gut voran. Etwa 100 der 300 geplanten Meilenstei­ne (u.a. zu Kundenfoku­ssierung, Digitalisi­erung, Effizienz) seien erreicht.

Mehr Dividende

Dies hatte sich auch 2016 schon im Ergebnis niedergesc­hlagen. 84 Vollzeitst­ellen wurden „sozialvert­räglich abgebaut“. Der Gewinn vor Steuern war, auch von Sonderfakt­oren geprägt, auf 54,3 (zuvor: 34,3) Millionen Euro gestiegen. Die Aktionäre erhalten eine Gesamtauss­chüttung von 0,35 (0,25) Euro je Aktie.

Wie üblich gab die OLB Schülern und Studierend­en Gelegenhei­t, die Hauptversa­mmlung zu verfolgen. Sie kamen von der Jade Hochschule, den Berufsschu­len (BBS) in Wechloy, Wilhelmsha­ven und Wittmund sowie vom Wirtschaft­sgymnasium Cloppenbur­g. Hinzu kamen die (nach der Zwischenpr­üfung) besten Azubis der OLB.

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BILD: HIBBELER Hunderte Aktionäre und Gäste verfolgten die Hauptversa­mmlung.

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