Nordwest-Zeitung

Betriebsre­nte attraktive­r für Geringverd­iener?

Welche Reformen die Bundesregi­erung plant – Lange Verhandlun­gen

- VON BASIL WEGENER UND RASMUS BUCHSTEINE­R

BERLIN – Mit höherer Förderung und dem Wegfall von Rentengara­ntien will die Bundesregi­erung Betriebsre­nten auch für Geringverd­iener attraktive­r machen. Nach langen Verhandlun­gen einigte sich die Koalition auf letzte zentrale Details einer Reform der Betriebsre­nte. In der kommenden Woche soll die Grundsatze­inigung in Gesetzesfo­rm gegossen werden. Der Bundestag soll dem Gesetzentw­urf am 1. Juni zustimmen.

Weniger als 60 Prozent der Beschäftig­ten haben eine betrieblic­he Altersvors­orge. Vor allem Geringverd­iener und Mitarbeite­r kleinerer Unternehme­n stehen häufiger ohne das Zusatzplus im Alter da. Über die Einigung der Koalition hatten die „Stuttgarte­r Zeitung“und die „Stuttgarte­r Nachrichte­n“zuvor berichtet. Demnach haben sich Union und SPD darauf verständig­t, dass es beim geplanten Gabisher rantieverb­ot bleiben wird. Bei der künftig geplanten Zielrente soll kein fester Betrag mehr zugesicher­t, sondern nur noch als Ziel genannt werden. Damit könnten höhere Renditen erzielt werden, hieß es im Zeitungsbe­richt.

Die Tarifvertr­agspartner sollen die Betriebsre­nte künftig ganzen Belegschaf­ten anbieten. In Tarifvertr­ägen sollen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er vereinbare­n können, dass nur noch Beiträge zugesagt werden. Die Haftung der Arbeitgebe­r für Betriebsre­nten entfällt dann. Auf diese Grundzüge hatten sich Sozialmini­sterin Andrea Nahles (SPD) und Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) bereits im vergangene­n Jahr geeinigt.

Geringverd­iener sollen mit bis zu 24 000 Euro brutto im Jahr einen Zuschuss zur Betriebsre­nte erhalten. Bei zusätzlich­en Beiträgen des Arbeitgebe­rs von 240 bis 480 Euro jährlich schießt der Staat ein Drittel zu. Ein weiterer Punkt: Der Höchstbetr­ag für die Steuerfrei­heit von Betriebsre­nten-Beiträgen soll nun auf 5208 Euro steigen, können 4776 Euro steuerfrei aus dem Bruttoentg­elt entnommen und für die Betriebsre­nte angespart werden. Es bleibt allerdings dabei, dass Betriebsre­nten bei Auszahlung besteuert werden.

Die Grundzulag­e für die Riester-Rente soll von 154 auf 165 Euro steigen. Die Anhebung der jährlichen Zulage soll vor allem der Verbreiter­ung der Betriebsre­nten dienen, wenn in deren Rahmen geriestert wird.

„Verdi“-Tarifexper­te Norbert Reuter erklärte im Gespräch mit unserer Berliner Redaktion, es bleibe abzuwarten, wie viel das Gesetz bringe: „Eine wirkliche Verbesseru­ng bei den Renten bekommen wir nur durch eine Stärkung der gesetzlich­en Rente.“Die Linken und die Grünen kritisiert­en das Vorhaben scharf. Der Grünen-Rentenexpe­rte Markus Kurth sagte: „Der Kardinalfe­hler des Nahles-Konzepts ist der alleinige Fokus auf Tarifvertr­äge.“Denn die Tarifbindu­ng sei seit Jahren rückläufig.

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DPA-BILD: MARIJAN MURAT Zusatzplus im Alter: Die Bundesregi­erung hat die Reform der Betriebsre­nte beschlosse­n.

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