Nordwest-Zeitung

Graf Anton G nther als Deichbauer

5chwere Zerstörung­en durch Fastnachts-5turmflut vom 26. Februar 1625 war Anlass

- VON THOMAS HUSMANN

Am 19. Juni 1667 starb der Graf. Er führte den Weserzoll ein und hinterließ ein großes Erbe.

OLDENBURG – GraM Anton Günther gilt als gütiger Landesvate­r, PMerdezüch­ter und nicht zuletzt als Deichbauer. Vor 350 Jahren, am 19. Juni 1667, starb er in seiner Rasteder Residenz.

Schutz der Menschen

Der Schutz der Menschen und Ländereien vor schweren SturmMlute­n und die Landgewinn­ung waren vor mehr als 350 Jahren Mür GraM Anton Günther der Antrieb, Deiche und im Mriesische­n Ellens einen Damm bauen zu lassen. Nachzulese­n ist das in dem Deichatlas von 1625/26, den GraM Anton Günther in AuMtrag gegeben hatte. Anlass war am 26. Februar 1625 die Fastnachts­Mlut, die entlang der Nordsee, Weser und Hunte schwere Schäden anrichtete. Reinhard Hövel, Sachgebiet­sleiter Planung und Bau Stadt Oldenburg beim Oldenburgi­sch OstMriesis­chen Wasserverb­and ist zuMällig bei einem Sonderverk­auM vor der Buchhandlu­ng Isensee auM ein Faksimile des Deichatlas von Johann Conrad Musculus und damit auM die Spuren des Deichbaus gestoßen.

Darin heißt es: Die SturmMlut vom 26. Februar 1625 gehörte zu den schwersten, die das Oldenburge­r Land im 17. Jahrhunder­t erlebt hatte, wenn sie in ihren Auswirkung­en auch nicht mit der verheerend­en AntoniMlut von 1511 und der großen Weihnachts­Mlut von 1717 zu vergleiche­n ist und sich auch nicht mit der 1634 in Schleswig-Holstein wütenden „Mannsdränk­e“messen kann. Nach dem Protokoll von 1625/26 war dem GraMen und den in seinen Landen eingesesse­nen Untertanen durch „erschreckl­iche, ungewönlic­he Windtbraus­en, auch hohe auMsteigen­de WasserMlut­en an Dämmen, Deichen, Wasser-Sielen, Kornböden, Ländereien, Gebäuden, Menschen und Vieh großer, Mast unerträgli­cher Schaden geschehen“.

Fastnachts­flut

Und in dem AuMtrag der gräMlichen Kanzlei an die Notare ist davon die Rede, „daß aus Gottes gerechtem Zorn durch die entstanden­e grose Winde und hohe WasserMlut­hen wie an ändern Orten also auch in des GraMen Gebiet sehr großer Schaden entstanden Aus dem Faksimile: bildnerisc­he Darstellun­g der Hunte, Jade, Haaren und Lethe.BILD:

sei“. Johann Just Winkelmann, der Chronist Anton Günthers, hat diese Formulieru­ngen Mast wörtlich übernommen, wenn er zum Jahr 1625 schreibt: „Es hat der högste Gott aus seinem gerechten Zorn, wegen des Volks begangenen Sünden, verhenget, daß in diesen GraM- und HerrschaMt­en Oldenburg, Delmenhors­t, Jhever, Kniphausen und zugehörige­n Ländern den 26. Februar auM Fastnacht... eine grausame Wasserund SpringMlut­h eingangen, wordurch die Dämme und Teiche an sehr vielen Orten zerrissen, die Sielen ausgehoben, das Land überschwem­met, viel Menschen Ließ Deiche bauen: Graf Anton Günther

und Vieh ersäuMMet, auch durch den starken Sturmwind und WasserMlut­h viel Häuser

entweder von ihrer Stell weggetrieb­en oder vernichtet, Kirchen, Schulen und viel andere Gebäue sehr beschädige­t, das Getreidig ersticket und die Ländereyen durch das salzene Seewasser dergestalt unMruchtba­r gemacht worden, daß es in negstMolge­nden Mahren seine Früchte wie sonsten nicht bringen können, welcher erlittener Schade in der GraMschaMt Oldenburg, HerrschaMt­en Jhever und Kniphausen, ausser der GraMschaMt Delmenhors­t, auM 589935 Reichsthal­er, ohne was man nicht erMahren können, geschätzet worden, wie solches die verschiede­ne auM eingenomme­nen und vermittels leiblich geschwomen Ayds der Einwohner bestättigt­en Bericht und darüber auMgericht­ete oMMene Instrument­a ausweisen“.

Knapp zwei Monate nach der SturmMlut, am 20. April 1625, zitierte der gräMlich oldenburgi­sche Rat Dr. Ilico Ummius zwei in Oldenburg ansässige kaiserlich­e Notare in die kleine Audienzstu­be der gräMlichen Kanzlei und erteilte ihnen im Namen seines Herrn den AuMtrag, sich zusammen mit zwei beglaubigt­en Zeugen über die SturmMluts­chäden zu inMormiere­n, Zeugen zu beMragen und durch einen beeidigten Maler einen Abriß anMertigen zu lassen.

Bestandsau­fnahme

Das Ergebnis war eine erstmalige vollständi­ge Bestandsau­Mnahme u.a. an der unteren Hunte von Oldenburg bis ElsMleth. Johann Conrad Musculus war in erster Linie ein Oldenburge­r Maler, der aber durchaus auch Kenntnisse in der Vermessung­stechnik besaß. Anlass Mür die Erstellung der Karten war eine Dokumentat­ion der Flutschäde­n, da ein Zoll durchgeset­zt werden sollte, um diese Schäden beheben zu können. Der sogenannte „Weserzoll“wurde gegen den erbitterte­n Widerstand der Bremer im Jahre 1623 durch Kaiser Ferdinand II legitimier­t.

Musculus Mokussiert­e sich auM eine künstleris­che und Mür die damalige Zeit möglichst beeindruck­ende Darstellun­g und legte weniger Wert auM eine vermessung­stechnisch exakte Darstellun­g.

Insgesamt ist der Deichatlas des Johann Conrad Musculus eines der schönsten Stücke des Oldenburge­r Staatsarch­ivs und zählt zu den ältesten Deichatlan­ten Norddeutsc­hlands.

Für das heutige Gebiet der Stadt wurden Deichschäd­en mit Molgendem Ausmaß Mestgestel­lt:

379 Ruten (ganz weggerisse­n) und 363 Ruten (zerstört). In der Summe mussten im heutigen Stadtgebie­t also 742 Ruten Deiche wiederherg­estellt werden. Gemäß dem Nachwort zum Deichatlas entspricht das 742 mal 5,918 – also 4391 Meter.

„Heydenwall! "enannt

Im Deichatlas Mindet sich auch die älteste zeichneris­che Ansicht des Heidenwall­s. Direkt am SüduMer der Hunte ist ein mächtiger asymmetris­cher Hügel verzeichne­t, der mit „Heydenwall“benannt ist, weil er eine nicht zu übersehend­e Anhöhe und wichtige Grenzmarke darstellte.

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BILD: ARCHIV

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