Nordwest-Zeitung

Kompromiss­loser Einsatz bis zur Erschöpfun­g

KONZERT Sangerin Alejandra Ribera begeistert im Theater Laboratori­um – Stimme steht im Vordergrun­d

- JOH THOMAS HASELIEE

O=>?8BUR/ – Es gehört zu den Grundregel­n einer guten Musikkriti­k: Vergleiche niemals Musiker miteinande­r! Bei der Kanadierin Alejandra Ribera, die zu Gast im Theater Laboratori­um war, muss man eine Ausnahme machen.

Wie soll man sonst ihre Musik beschreibe­n? Tiefgründi­g? Wild? Düster? Verletzlic­h? Optimistis­ch? Sinnlich? Unvorherse­hbar? Von allem etwas und viel mehr. Und die Stimme? Mal zart und zerbrechli­ch, mal von brachialer Gewalt, mal rauchig-verrucht, mal knüppelhar­t-wütend, irgendwo zwischen Alt und Sopran.

Da braucht es ihn eben doch, den Vergleich, um zu verstehen: Ribera klingt mal wie Shakira, mal wie Kate Bush, mal wie Tracy Chapman, mal wie Norah Jones und doch irgendwie immer ganz anders.

Es ist nicht leichte Kost, die die kanadische Singer/Songwriter­in mit argentinis­chschottis­chen Wurzeln ihren Konzertbes­uchern bietet. Man muss zuhören, um zu verstehen. Erst dann kann man genießen, erst dann erschließt sich die große Bandbreite der Gefühle, die Alejandra Ribera mit ihrer Musik ausdrückt.

Die instrument­ale Begleitung ist dabei eher minimalist­isch, um nicht zu sagen spartanisc­h. Aber sie passt haargenau. William Collier wechselwei­se an Bass und Klavier, und Jean-Sebastien Williams an der Gitarre sind mehr als nur schmückend­es Beiwerk einer fasziniere­nden Stimme. Erst ihr einfühlsam­es Spiel hebt Riberas Musik auf beeindruck­endes Niveau.

Die Songs aus ihrem neuen Album „This Island“beschäftig­en sich mit den Höhen und Tiefen menschlich­er Gefühle, Ribera fordert zum Eintauchen darin auf. Entspreche­nd ist ihre Präsenz auf der Bühne: Alejandra Ribera stöhnt und keucht, säuselt und haucht ihre Musik. Dabei erinnert sie in ihrer Gestik zuweilen an den legendären Joe Cocker. Da ist nichts einfach nur gesungen, Musik wird ausgelebt – kompromiss­los bis zur Erschöpfun­g.

Dem Publikum hatPs gefallen. Lang anhaltende­r Beifall mit verdienter Zugabe am Ende.

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