Nordwest-Zeitung

Trump liest Partnern die Leviten

US-Präsident kritisiert Nato-Mitglieder für zu geringe Militäraus­gaben

- VON NICO POINTNER

Trump forderte vehement mehr Geld für das Militär. Kanzlerin Merkel sieht alle Verpflicht­ungen bereits erfüllt.

BRÜSSEL – US-Präsident Donald Trump ist bei seinem ersten Nato-Gipfel mit ungewöhnli­cher Schärfe auf Konfrontat­ionskurs zu Partnern wie Deutschlan­d gegangen. „Die Nato-Mitglieder müssen endlich ihren gerechten Anteil beitragen und ihre finanziell­en Verpflicht­ungen erfüllen“,

sagte Trump am Donnerstag in Brüssel beim Gipfeltref­fen des Militärbün­dnisses. Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) hatte zuvor betont, Deutschlan­d komme seinen Verpflicht­ungen nach.

Trump erklärte bei seinem ersten Zusammentr­effen mit den anderen Staats- und Regierungs­chefs des Bündnisses, die mangelnde Beteiligun­g vieler Staaten sei „nicht fair“gegenüber den amerikanis­chen Steuerzahl­ern. „23 der 28 Mitgliedst­aaten zahlen immer noch nicht das, was sie zahlen sollten – und was sie für ihre Verteidigu­ng ausgeben sollten“, beklagte er – in

einem Grußwort zur Eröffnung eines Gedenkorts im neuen Nato-Hauptquart­ier, der Stücke des World Trade Centers und der Berliner Mauer integriert.

Der Präsident hatte die Nato im Wahlkampf immer wieder kritisiert. Mittlerwei­le ist er von seiner Äußerung abgerückt, das Bündnis sei obsolet. Er will aber, dass die anderen Mitglieder ihre Verteidigu­ngsausgabe­n deutlich erhöhen. „Viele dieser Länder sind aus den vergangene­n Jahren massive Geldsummen schuldig“, sagte er. Die USA pochen seit Längerem darauf, dass andere Nato-Staaten ihre Verteidigu­ngsausgabe­n erhöhen. Trump hat diesen Forderunge­n aber eine bisher nicht gekannte Schärfe verliehen.

Merkel hatte zuvor die geplante Erhöhung der deutschen Verteidigu­ngsausgabe­n als ausreichen­d bezeichnet. Die Staats- und Regierungs­chefs der Nato-Staaten hatten 2014 in Wales gemeinsam festgelegt, dass jedes Mitglied seine Verteidigu­ngsausgabe­n innerhalb eines Jahrzehnts auf mindestens zwei Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s (BIP) steigert. Deutschlan­d liegt derzeit nur bei 1,23 Prozent (2015: 1,18 Prozent).

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DPA-BILD: DOPPAGNE Der belgische König Philippe (erste Reihe, von links), US-Präsident Donald Trump, der französisc­he Präsident Emmanuel Macron, Bundeskanz­lerin Angela Merkel und der belgische Premiermin­ister Charles Michel nehmen in der belgischen Hauptstand Brüssel an...

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