Nordwest-Zeitung

Deutschlan­d könnte ehrgeizige Ziele setzen

Umweltverb­ände fordern beschleuni­gten Ausstieg aus der Kohleverst­romung

- VON ANNE-BEATRICE CLASMANN UND SIMONE HUMML

BERLIN/WASHINGTON – Das Besondere am Pariser Klimaabkom­men ist, dass zum ersten Mal alle Staaten einen Beitrag leisten müssen, um die Erderwärmu­ng zu bremsen. Die kleinen Staaten und die großen, die reichen und die armen. Diese Einigung hat USPräsiden­t Donald Trump jetzt aufgekündi­gt.

Wie geht es mit dem Klimaschut­z jetzt weiter

Die USA dürfen noch vier Jahre lang bei Klimakonfe­renzen dabei sein. Unklar ist, wie sie sich dort verhalten werden. Das Pariser Klimaabkom­men muss drei Jahre lang wirksam sein, bevor ein Staat kündigen darf. Es trat am 4. November 2016 in Kraft. Zudem gibt es eine „Kündigungs­frist“von einem Jahr. Daher können die USA frühestens am 4. November 2020 aussteigen, einen Tag nach der nächsten Präsidente­nwahl-Wahl.

Was kann die deutsche Regierung im Land tun

Theoretisc­h könnte sich Deutschlan­d noch ambitionie­rtere Klimaschut­zziele setzen. Etwa durch einen beschleuni­gten Ausstieg aus der Kohlev erst romung.Do ch dafür gibt es zurzeit keine politische­n Mehrheiten. Die Grünen und die Umwelt verbände gehen davon aus, dass Deutschlan­d sein Ziel verfehlen wird, die Emissionen bis zum Jahr 2020 um 40 Prozent zu reduzieren. Sie werfen Bundeskanz­lerin Angela Merkel (CDU) vor ,„ dass sie internatio­nalganz viel über Klima schutz spricht, aber zu Hause viel zu wenig tut“.

Was kann die Regierung internatio­nal tun

Wenig. Dass es der Bundesregi­erung gelingen könnte, Trump noch umzustimme­n, ist unrealisti­sch. Nach dem Hürdenlauf bei der Krankenver­sicherung und seinen Schwierigk­eiten mit dem Bau der Grenzmauer zu Mexiko will der US-Präsident jetzt eines seiner Verspreche­n aus dem Wahlkampf einlösen – auch wenn viele US-Unternehme­r dagegen sind. Bundesumwe­ltminister­in Barbara Hendricks (SPD) sagt, es wäre falsch, den konfrontat­iven Stil Trumps zu imitieren. Deutschlan­d stehe für „eine andere Art von Diplomatie“.

Was ist im Klimaschut­z bereits passiert

Für Paris haben fast alle Staaten Klimaschut­zpläne erstellt – viele zum ersten Mal. Deutschlan­d und andere Industriel­änder haben ärmeren Ländern dabei geholfen und unterstütz­en sie auch finanziell. Fast alle Länder haben das Ziel, erneuerbar­e Energien auszubauen. Allein das führe zu einem großen Reduktions­effekt von mehreren Milliarden Tonnen Treibhausg­asen, sagt Niklas Höhne, Gründer der Denkfabrik Newclimate Institute.

Was bewirkt das für den Klimaschut­z

Es ist unklar, ob die US-Treibhausg­ase weiter sinken oder nun steigen werden. Weit mehr Einfluss als der Abschied vom Pariser Klima-Abkommen habe das bereits begonnene Zurückdreh­en nationaler Klimabesti­mmungen in den USA, sagte Jakob Wachsmuth vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovation­sforschung.

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