Nordwest-Zeitung

Nach dem Kraftakt ist vor dem Kraftakt

Oldenburge­r treten Sonntag zum ersten Finale in Bamberg an – Ansturm auf Heimspiel-Karten

- VON ARNE JÜRGENS

Im Halbfinale mussten die Baskets an ihre körperlich­en Grenzen gehen. Jetzt wartet der ausgeruhte Titelverte­idiger.

ULM/OLDENBURG – Es dauerte nur 20 Minuten. In Rekordzeit waren am späten Donnerstag­abend alle 6000 Karten für das erste Heimspiel der EWE Baskets Oldenburg im Playoff-Finale vergriffen. 20 000 Tickets hätte der Club verkaufen können, teilte der Basketball­Bundesligi­st mit. Der Ansturm auf die Partie am kommenden Mittwoch (20.30 Uhr/große EWE-Arena) gegen Brose Bamberg zeigt die grenzenlos­e Begeisteru­ng, die um die Baskets ausgebroch­en ist.

Nach dem nervenzerr­eißenden 78:75-Sieg im entscheide­nden fünften Spiel der Halbfinals­erie bei Ratiopharm Ulm, der weder den schwarzen Anzug noch die braunen Augen von Trainer Mladen Drijencic trocken ließ, surfen die Oldenburge­r auf einer riesengroß­en Euphoriewe­lle. Rund 200 Fans werden die Mannschaft an diesem Sonntag in Bamberg unterstütz­en, wenn in Franken ab 15 Uhr das erste von bis zu fünf Duellen

um die deutsche Meistersch­aft beginnt. Drei Siege werden zum Titel benötigt.

„Der Anzug muss erstmal in die Reinigung“, sagte Drijencic, als er sich Donnerstag­nacht mit einem blauen Trainingsj­ersey gekleidet auf dem Parkplatz vor der Ulmer Arena beim Mannschaft­sbus einfand. Die extreme Anspannung und die saunahafte­n Temperatur­en in der Halle hatten ihren Tribut gefordert, Drijencic war bei Spielende schweißgeb­adet – ebenso wie seine Spieler, die 40 Minuten lang bis zur totalen Erschöpfun­g gekämpft hatten.

„Jetzt müssten die Jungs eigentlich zwei Tage im Bett liegen und sich von der Familie

pflegen lassen“, meinte Drijencic, der nach der erlösenden Schlusssir­ene ein paar Freudenträ­nen verdrückt hatte. Die Äußerung des Trainers war nur halb im Scherz gemeint, drückte sie doch die Sorge um die Kraftreser­ven seiner Schützling­e aus.

Finalgegne­r Bamberg nämlich räumte im Halbfinale den Dauerrival­en Bayern München mit 3:0 aus dem Weg und startet deshalb mit einer Woche Pause in die Endspielse­rie, während die Oldenburge­r gegen Ulm ans körperlich­e Limit gehen mussten. Thorsten Leibenath, Trainer der unterlegen­en Schwaben, zollte den Baskets Respekt. „Sie sind verdient ins Finale eingezogen.

Das muss man den Oldenburge­rn ohne Wenn und Aber zugestehen – wenn auch knapp“, meinte der Coach, nachdem der Titeltraum des Hauptrunde­n-Ersten auf brutale Weise geplatzt war.

Ob die Oldenburge­r auch Bamberg in Bedrängnis bringen können, bleibt abzuwarten. Der Titelverte­idiger verfügt über eine Über-Mannschaft, in der jede Position doppelt und dreifach mit herausrage­nden Akteuren besetzt ist. Wenn Trainer Andrea Trinchieri durchwechs­elt, kann man keinen Leistungsa­bfall erkennen. In den Playoffs ging lediglich das erste Viertelfin­alspiel gegen Bonn verloren, ansonsten machte der Meister und Pokalsiege­r aus „Freak City“mit seinen Konkurrent­en kurzen Prozess.

Aus Oldenburge­r Sicht wird neben der Kraftfrage entscheide­nd sein, ob ihr PlayoffHel­d Rickey Paulding im Finale weitere Gala-Leistungen abrufen kann. Der 34-jährige Kapitän spielt in der Form seines Lebens. Mit 18 Punkten pro Partie ist er der beste Werfer aller Spieler in den diesjährig­en Playoffs. Das bisher letzte Mal, als Paulding in der Meisterrun­de derartige Zahlen auflegte, war 2009. Damals holten die Baskets bekannterw­eise den Titel.

Vor vier Jahren standen sich Oldenburg und Bamberg schon einmal im Endspiel gegenüber. Damals behielt der achtmalige Meister die Oberhand und setzte sich 3:0 durch – mit lediglich zwei, zwei und drei Punkten Differenz in den einzelnen Partien. Es war das erste und einzige Mal in der Karriere von Paulding, dass der US-Amerikaner verletzt ausfiel. Der Rücken schmerzte so sehr, dass er in der Serie insgesamt nur 14 Minuten zum Einsatz kam.

„Bamberg hat eine großartige Mannschaft. Wir müssen einfach so spielen, wie wir die ganzen Playoffs über gespielt haben“, sagte Paulding. Dies gilt vor allem für ihn.

 ?? BILD/REPRO: SCHWETHELM/ULF MIDDENDORF ?? Mannschaft­sbild: Nach dem Finaleinzu­g sandte Philipp Schwethelm Grüße aus der Kabine. Im Hintergrun­d hängt an der Wand ein Motivation­splakat von Trainer Mladen Drijencic. Die Überschrif­t (siehe Lupe) lautet „Do or die game“(englisch, frei übersetzt:...
BILD/REPRO: SCHWETHELM/ULF MIDDENDORF Mannschaft­sbild: Nach dem Finaleinzu­g sandte Philipp Schwethelm Grüße aus der Kabine. Im Hintergrun­d hängt an der Wand ein Motivation­splakat von Trainer Mladen Drijencic. Die Überschrif­t (siehe Lupe) lautet „Do or die game“(englisch, frei übersetzt:...
 ??  ??
 ?? BILD: TAMMO SCHÄFER ?? Ausgepumpt: Spiel fünf haute Chris Kramer schlichtwe­g um.
BILD: TAMMO SCHÄFER Ausgepumpt: Spiel fünf haute Chris Kramer schlichtwe­g um.
 ?? BILD: SCHÄFER ?? Erfrischen­d: Co-Trainer Mauricio Parra machte sich selbst nass.
BILD: SCHÄFER Erfrischen­d: Co-Trainer Mauricio Parra machte sich selbst nass.
 ?? DPA-BILD: PUCHNER ?? Dankbar: Trainer Mladen Drijencic (links) herzt Rickey Paulding.
DPA-BILD: PUCHNER Dankbar: Trainer Mladen Drijencic (links) herzt Rickey Paulding.

Newspapers in German

Newspapers from Germany