„Haben unfassbare Mentalität zu bieten“
Warum Baskets-Chef Hermann Schüller an den Meistertitel glaubt
FRAGE: Herr Schüller, mussten Sie sich am Freitagmorgen einmal zwicken, um sicherzustellen, dass der Finaleinzug nicht nur ein Traum war? HERMANN SCHÜLLER (65): Unmittelbar nach Spielschluss konnte ich es tatsächlich noch nicht richtig realisieren. Das geschah erst im Laufe der Nacht. Vor einigen Wochen hätte ich nie ans Finale geglaubt. Wir hatten die Niederlagen gegen Bremerhaven und Vechta – die haben die Mannschaft richtig durchgeschüttelt. Aber sie haben das Team auch reifen lassen. FRAGE: Wie ist die Leistungsexplosion zu erklären? SCHÜLLER: Zunächst trägt die Entwicklung die Handschrift des Trainers, Mladen Drijencic
hat die Mannschaft auf Kurs gebracht. Er arbeitet ungemein hart und hat sich das Finale verdient. Hinzu kommt, dass alle – auch Bankspieler wie Dennis Kramer oder Dominic Lockhart – ihren Teil zum Erfolg beitragen. Und dann ist da natürlich Rickey Paulding, das Herz und Hirn dieser Truppe. FRAGE: Fallen Ihnen überhaupt noch Superlative für Paulding ein? SCHÜLLER: Rickey ist ein Phänomen. Was Körper, Geist und Seele betrifft, ist er mit Fähigkeiten ausgestattet, wie man es nur ganz selten findet. Er ist ein wertvoller Spieler und ein wertvoller Mensch. FRAGE: Im Finale wartet nun in Bamberg ein scheinbar übermächtiger Gegner. Wie hoch beziffern Sie die Chance auf den Meistertitel? SCHÜLLER: Bei 50 Prozent. FRAGE: Ziemlich optimistisch. SCHÜLLER: WarumP Wir haben schon so viele kleine Wunder in diesen Playoffs erlebt. Darauf haben wir zwar kein Abo, die Hoffnung ist jedoch immer da. Natürlich sind wir Außenseiter – aber diese Rolle liegt uns. Problematisch sind die ungleichen Voraussetzungen vor Spiel eins, Bamberg konnte sich eine Woche lang vorbereiten und ist ausgeruht. Aber dafür hat unser Team eine unfassbare Mentalität zu bieten. FRAGE: Für ein mögliches zweites Finalheimspiel müssten die Baskets nach Bremen umziehen, weil die EWE-Arenen durch die Rindermesse Holstein-Schau belegt sind. Wie sehr ärgert Sie das? SCHÜLLER: Solche Messen werden mit einem Vorlauf von zwei, drei Jahren geplant. Wir können von den Weser-EmsHallen nicht erwarten, dass sie alle möglichen Spieltermine für uns blockieren. Da gibt es keine Vorwürfe, es ist einfach ein bedauerlicher Zufall. Ich sehe es positiv: Wenn wir das vierte Spiel erreichen, können wir uns in Bremen vor fast 10 000 Zuschauern präsentieren. Das wäre eine tolle Geschichte.