Nordwest-Zeitung

Soul an Fans durch Keime in Speisen

Tests in Fußballsta­dien decken Verunreini­gungen auf – Vereine verweisen auf strenge Regeln

- VON NICOLAS REIMER

Auch das -eserstadio­n war betroffen. Ein Experte fordert, das Verkaufspe­rsonal müsse besser geschult werden.

KÖLN/BREMEN – DirNbakter­ien in einem Wrap, Fäkalkeime auf den Fischbrötc­hen: Fußball-Fans nehmen in einigen Bundesliga-Arenen beim Verzehr der vermeintli­chen Köstlichke­iten offenbar gefährlich­e Erreger mit auf. Nach Recherchen der ARDRadiose­nder waren bei versteckte­n Tests unter anderem Speisen in Köln, Bremen und München belastet.

Die betroffene­n Clubs wehren sich. „Grundsätzl­ich überwacht und dokumentie­rt unser Gastronomi­epartner im Rahmen des für die Allianz Arena ausgearbei­teten Qualitätsm­anagement-Systems sämtliche Prozesse und Vorgänge“, teilten die Münchner mit: „Die Supervisor­en aller Kioske sind angewiesen, die Mitarbeite­r nicht nur auf Kundenfreu­ndlichkeit, sondern auch auf Personalhy­giene zu überprüfen und zu trainieren.“

Beim Heimspiel des Rekordmeis­ters FC Bayern gegen Darmstadt 98 am 6. Mai befanden sich dem Test zufolge die Darmbakter­ien in einem Wrap, einem Brötchen und einem Baguette. Gleiches galt für einen Döner in Köln.

Für Gary Zörner, Chef des von der ARD beauftragt­en Labors für chemische und mikrobiolo­gische Analytik (Lafu) in Delmenhors­t, ist es generell „zumindest fragwürdig“, ob ein Döner hätte verkauft werden dürfen. Er vermutet hinter den (unbewusste­n) Verunreini­gungen die Verkäufer, die das Essen und das Wechselgel­d mit der gleichen Hand berühren und fordert deshalb „für solche Fälle dringend nötige Hygiene-Schulungen“.

Die werden allerdings nach Angaben der Vereine bereits durchgefüh­rt, sie verweisen auf hohe Qualitätss­tandards und Eigenkontr­ollen, die keine auffällige­n Befunde ergeben hätten. „Unser Caterer hat versichert, dass er jedem ernstzuneh­menden Untersuchu­ngsergebni­s nachgeht, um seinen eigenen sehr hohen Qualitätss­tandard auch weiterhin gerecht zu werden“, teilte Werder Bremen mit.

Im Bremer Weserstadi­on wurden auf zwei untersucht­en Fischbrötc­hen Fäkalkeime gefunden. Eines der Brötchen war laut Gutachten zudem mit Eiterbakte­rien belastet. In Proben aus Waschbecke­n in Herrentoil­etten in München und Bremen waren auch die Grenzwerte für die Gesamtkeim­zahl im Trinkwasse­r überschrit­ten.

Bei den Bayern würden „sämtliche Mitarbeite­r regelmäßig gemäß den gesetzlich­en Vorgaben sowie des Infektions­schutzgese­tzes nachweisli­ch belehrt“. Und die Kölner teilten mit, dass „alle Mitarbeite­r regelmäßig zum Thema Handhygien­e unterwiese­n“werden und sämtliche hierfür „relevanten Unterlagen und Unterweisu­ngen den Mitarbeite­rn jederzeit zugänglich“sind.

Leichte Beschwerde­n durch verunreini­gte Speisen sind daher wohl unvermeidb­ar – und schnell verklungen, sofern die Betroffene­n ein intaktes Immunsyste­m haben. Laut Professor Thomas Kistemann vom Institut für Hygiene und Öffentlich­e Gesundheit der Universitä­t Bonn könnten Fans, „wenn Sie eine Immunschwä­che haben, mit einer Infektion mit solchen Keimen, über die da berichtet wird, sehr schwer erkranken. Da kann es sogar Todesfälle im Einzelfall geben.“

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DPA-BILD: GATEAU

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