Nordwest-Zeitung

Erinnern an „glücklichs­ten Moment“der Geschichte

Begehbare 7aage vor Berliner Schloss wird doch gebaut – Einweihung schon 2019

- VON NADA WEIGELT

BERLIN – Nun also doch. Deutschlan­d wird mit einem Denkmal in Berlin an den Fall der Mauer 1989 und die friedliche Wiedervere­inigung erinnern. Unter dem Motto „Bürger in Bewegung“soll vor dem rekonstrui­erten Berliner Schloss eine riesige begehbare Waage entstehen. Wenn sich genügend Menschen zusammenfi­nden, neigt sie sich sacht zu der einen oder anderen Seite.

Nach jahrelange­m Hin und Her hat sich der Bundestag in der Nacht zum Freitag mit kla- rer Mehrheit zu dem Projekt bekannt. Es gehe um die Erinnerung an den „glücklichs­ten Moment“der deutschen Geschichte, sagte der sächsische CDU-Abgeordnet­e Michael Kretschmer. „Es ist unsere Aufgabe, daran zu erinnern, dass es sich lohnt, für Freiheit, Demokratie und Rechtsstaa­tlichkeit zu kämpfen.“

Die Vorgeschic­hte ist allerdings weniger glücklich. Schon 2007 hatte der Bundestag den Bau mit ähnlich großen Worten beschlosse­n. Ein Jahr später bekräftigt­e er die Entscheidu­ng. Doch ein missglückt­er Wettbewerb, überrasche­nd entdeckte Mosaike aus der Kaiserzeit und ein Völkchen seltener Wasserfled­ermäuse sorgten für immer neue Verzögerun­gen. 2016 zog der Haushaltsa­usschuss des Bundestags überrasche­nd die Notbremse. Er stoppte das Projekt – angeblich, weil die Kosten von zehn auf 15 Millionen Euro gestiegen waren.

Jetzt also Kommando zurück. „Das Freiheits- und Einheitsde­nkmal darf und wird nicht an der Finanzieru­ng scheitern. Wir wollen bauen“, versichert­e der Chemnitzer CDU-Abgeordnet­e Marco Wanderwitz in der Debatte.

Noch vor der Bundestags­wahl im Herbst soll das Projekt auf den Weg gebracht werden. Die Einweihung ist für den 30. Jahrestag des Mauerfalls am 9. November 2019 geplant. Auch die Grünen schlossen sich einem entspreche­nden Antrag von Union und SPD an. Nur die Linken stimmten wegen des Standortes am früheren deutschen Nationalde­nkmal mit Nein.

Viele Abgeordnet­e hatten sich durch den handstreic­hartigen Alleingang der Haushälter im vergangene­n Jahr düpiert gefühlt. Vor allem Bundestags­präsident Norbert Lammert (CDU) bestand auf den bisherigen Plenarbesc­hlüssen. „Wer etwas anderes will, muss das neu beantragen“, sagte er in einer Anhörung.

Glücklich über die Entscheidu­ng sind nun vor allem die Gestalter Milla N Partner aus Stuttgart, die einst den Wettbewerb gewonnen hatten. „Nach einem Jahr der Ungewisshe­it sind wir froh, das vor sieben Jahren begonnene und seit bald zwei Jahren baureife Werk nun umsetzen zu können“, erklärten Geschäftsf­ührer Johannes Milla und Architekt Sebastian Letz.

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