Nordwest-Zeitung

Daimler fährt in elektrisch­e Zukunft

Wie sich das Mercedes-Benz-Werk in Bremen für neue Herausford­erungen wappnet

- VON SABRINA WENDT

Die Elektromob­ilit5t bringt einen gro6en Umbruch in der Automobilb­ranche mit sich. Wie Daimler neue 7roduktion­sabl5ufe integriert.

BREMEN – Sorgfältig überprüft ein Mitarbeite­r des MercedesBe­nz-Werks in Bremen Kabelsträn­ge und die Position der Steuergerä­te im Kofferraum eines Fahrzeugs. Anschließe­nd greift sich ein Roboterarm die 120 Kilo schwere Batterie und fixiert sie im Kofferraum des Plug-in-Hybrids, ein Fahrzeug, das sowohl einen Verbrennun­gs-als auch einen Elektromot­or hat.

Befindet sich in der Produktion­slinie gerade kein Plug-in-Hybrid, wird das erkannt, und das Fahrzeug fährt weiter zur nächsten Station. Sensoren erkennen Hinderniss­e, die Roboter sind nicht mehr, wie früher üblich, durch Gitter abgeschirm­t und nur zu Wartungszw­ecken zugänglich. Es ist ein Beispiel für die Zusammenar­beit von Mensch und Maschine, die künftig Schule machen dürfte.

Mitarbeite­r steuern die Roboter mithilfe von TabletComp­utern. „Die Qualitätsk­ontrolle vor dem Einbau der Batterie können Menschen viel effiziente­r erledigen als Roboter“, sagt Standortve­rantwortli­cher Peter Theurer.

Smart Factory – die intelligen­te Fabrik – und Industrie 4.0 sind beliebte Schlagwort­e in der Automobili­ndustrie. Im Bremer Mercedes-Werk beeideutet das momentan nige Umstellung­en im laufenden Betrieb. „Zurzeit werden bis zu vier Modelle inklusive AMG- und Plug-inHybridva­rianten auf einer Montagelin­ie produziert“, sagt Theurer. Im den kommenden Jahren, wenn die Serienprod­uktion des rein elektrisch angetriebe­nen EQC starten soll, werden es fünf Modelle auf einer Montagelin­ie sein, sagt Theurer. Das Elektroaut­o basiert auf dem EQ-Showcar, einem kompakten SUVCoupé, das auf dem Autosalon Paris 2016 vorgestell­t wurde.

Viele für rein elektrisch angetriebe­ne Fahrzeuge notwendige Arbeitssch­ritte werden in die bestehende Produktion­slinie integriert. Für die Montage der Batterien wird zurzeit eine Station gebaut. „Die Batterien sind sehr viel schwerer als die für Plugin–Hybride und werden unter dem Fahrzeug montiert“, sagt Theurer. Über ihm schweben Fahrzeugka­rosserien mehrerer Modellbaur­eihen zu den nächsten Montagesta­tionen. Fahrerlose Transporte und Stapler befördern Teile wie Kabelsträn­ge und Steuergerä­te an die richtigen Stellen. Täglich liefern mehr als 1000 Lieferante­n Bauteile – darunter Stoßfänger von Rehau aus Brake. Meist geschieht das „just in sequence“oder „just in time“, erklärt Theurer.

An der Montagelin­ie haben Mitarbeite­r oft nur Sekunden Zeit, um zu erkennen, welches Bauteil als nächstes benötigt wird. Intelligen­te Helfer unterstütz­en etwa beim Bereitstel­len der richtigen Teile und bei der Qualitätsk­ontrolle. „Wir setzen natürlich auf das Fachwissen der Mitarbeite­r, die Technik soll unterstütz­en, sodass wir auch flexibler auf Kundenwüns­che eingehen können“, sagt Theurer.

Bei der Montage von Elektrofah­rzeugen kämen noch Sicherheit­saspekte wie die Hochvoltve­rkabelung und Spannungsv­erhältniss­e dazu. „Dafür müssen wir die Mitarbeite­r schulen“, sagt Theurer. Bis zum Jahr 2022 möchte Daimler zehn reine ElektroPkw auf den Markt bringen. Den Anteil an diesen Fahrzeugen am Gesamtabsa­tz von Mercedes-Benz soll dann zwischen 15 und 25 Prozent ausmachen, sagt Theurer. In diesem Jahr wird auf der IAA in Frankfurt außerdem der GLC F-Cell, ein Brennstoff­zellenfahr­zeug auf GLC-Basis, vorgestell­t.

„Wir möchten flexibler auf Kundenwüns­che reagieren und müssen abwägen, mit wem wir zusammenar­beiten“, sagt Theurer. Bei Ladestatio­nen etwa kooperiert Daimler mit BMW und Volkswagen – aber auch bei der Entwicklun­g von Apps und vernetzten Systemen könnten Partner sinnvoll sein, erklärt Theurer.

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BILD: MERCEDES-BENZ Mensch und Maschine: Ein Roboter setzt eineschwer­e Batterie in einen Plug-in-Hybrid ein – das ist ein Fahrzeug sowohl mit Verbrennun­gs-als auch mit Elektromot­or. Bedient wird der Roboter von einem Mitarbeite­r per Tablet.
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BILD: MERCEDES-BENZ Neue Marke: Die EQ-Reihe soll der Elektromob­ilität ein Gesicht geben.

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