Versteinerte Minen bei Voßbarg-$nwohnern
75 Monate Bauzeit – Anlieger müssen pro Grundstücksquadratmeter 5,30 Euro zahlen
Ernste Minen: Rund 90 Bürger kamen zur Anliegerversammlung, auf der über den Ausbau des Voßbargs informiert wurde.
Die Kosten für die Anlieger steigen beim Ausbau des Voßbargs. Nun sollen sie voraussichtlich 578 000 Euro betragen.
RASTEDE – Auf diese Zahl haben die Anwohner der Straße Voßbarg in Rastede seit zwei Monaten gewartet: 5,30 Euro pro Quadratmeter. Das ist der Beitrag, den die Eigentümer beim geplanten Ausbau der Straße zahlen müssen. Ermittelt wurde er von einem Fachbüro, das dazu am Donnerstagabend bei einer Anliegerversammlung in der Schule am Voßbarg nähere Informationen gab. Zugrunde gelegt wurden bei der Berechnung 61 Grundstücke, die sich am Voßbarg befinden.
Rund 90 Bürger waren der Einladung des Bürgermeisters gefolgt, der selbst aber nicht vor Ort war. Von den Anliegern wurde dies bedauert. „Wir finden es sehr schade, dass der Bürgermeister nicht da war“, sagte Günther Olthoff von der Eigentümergemeinschaft Voßbarg am Freitag. Mit dem Amt des Bürgermeisters
habe Dieter von Essen eine Verantwortung übernommen, der er auch nachkommen müsse. Dazu gehöre es auch, so Olthoff, bei kritischen Themen den Dialog mit den Betroffenen zu suchen.
Gemeindesprecher Ralf Kobbe erklärte am Freitag, dass der Bürgermeister nicht vor Ort hatte sein können, weil er an der Kreisversammlung des Deutschen Roten Kreuzes teilnehmen musste. Dies sei langfristig geplant gewesen. Zudem würden Anliegerversammlungen üblicherweise von den Mitarbeitern der Verwaltung geleitet.
So standen denn auch von der Verwaltung André Düring (Bauamt) und Hans-Hermann Ammermann (Planung) sowie für die Gesellschaft für Kommunalund Wirtschaftsberatung Comuna Geschäftsführer Wolfgang Belz Rede und Antwort. Gleich eingangs machte Düring deutlich, dass es „keine konkreten Zahlen für einzelne Grundstücke“geben werde. Grund sei das Abgabengeheimnis, das es ihm verbiete, solche Informationen öffentlich zu geben. Ab kommender Woche könnten sich die Eigentümer aber im Rathaus melden. Dann würden
Einzelgespräche geführt. DER BEITRAG
Fast zwei Stunden mussten die Anlieger ausharren, bevor Belz auf die Zahlen zu sprechen kam. Zuvor war bereits ein Raunen durch die Reihen gegangen, als Düring mitgeteilt hatte, dass der Betrag, der auf die Anlieger umgelegt werden muss, höher als zunächst erwartet ausfallen wird. Statt fast einer halben Million Euro sollen nun knapp 578 000 Euro auf die Eigentümer umgelegt werden. Wie bei dem zuerst genannten Betrag handelt es sich auch hierbei um eine Schätzung. DIE BEISPIELE
Belz hatte Beispiele vorbereitet, die einen Eindruck vermittelten, welche Kosten auf die Grundstückseigentümer zukommen werden. Bei einem 1000 Quadratmeter großen Wohngrundstück, das mit einem Vollgeschoss bebaut ist, sind 5300 Euro zu zahlen. Bei zwei Vollgeschossen werden 25 Prozent draufgeschlagen, bei drei Vollgeschossen 50 Prozent. Auch bei Gewerbegrundstücken kommen 50 Prozent obendrauf.
Belz betonte, dass es „klare
Spielregeln“bei der Beitragserhebung gebe. Da es in Rastede eine Straßenausbaubeitragssatzung gibt, müsse diese auch angewandt werden. „Da gibt es kein Ermessen“, so Belz. Das einzige, was man machen könnte, wäre, die Satzung zu ändern. DIE BAUZEIT
Ein Raunen in den Reihen der Zuhörer löste aber nicht nur der höhere Gesamtbetrag aus.
Auch der geplante Zeitraum der Arbeiten sorgte für ungläubiges Gelächter.
Der Ausbau soll im September oder Oktober dieses Jahres beginnen und im Dezember 2018 abgeschlossen sein. Gebaut werden soll in mehreren Abschnitten unter Vollsperrung. Geplant ist, zwischen August-Brötje-Straße und Buschweg zu beginnen. Danach folgt der Bereich zwischen Buschweg und Am Stratjebusch. Weiter geht es zwischen Am Stratjebusch und Humboldtstraße, bevor zwischen Humboldtstraße und Goethestraße der letzte Abschnitt ausgebaut wird. DIE FAHRBAHN
Zum anderen löste Ammermanns Aussage, eine Fahrbahnbreite von 5,50 Meter sei – bei reduzierter Geschwindigkeit – ausreichend für einen Begegnungsverkehr selbst von Lastwagen, Gelächter aus.
Im Publikum wurde daraufhin getuschelt, dass dann wohl bald auch am Voßbarg ständig Außenspiegel von geparkten Autos abgefahren werden. DIE ANLIEGER
„Wir müssen das jetzt erstmal sacken lassen“, sagte Olthoff von der Eigentümergemeinschaft am Freitag. Die Anlieger hatten deshalb darum gebeten, dass ihnen die in der Versammlung gezeigten Präsentationen zur Verfügung gestellt werden.
„Wir wollen jetzt beraten, was das für uns bedeutet und was wir gegebenenfalls noch tun können“, sagte Olthoff. Die Anlieger hätten sich zudem mehr Rückhalt aus der Politik gewünscht.
Sie können nicht verstehen, warum die Kosten für den Ausbau nicht auf die Allgemeinheit umgelegt werden und warum die Satzung nicht geändert oder abgeschafft wird.