Nordwest-Zeitung

Versteiner­te Minen bei Voßbarg-$nwohnern

75 Monate Bauzeit – Anlieger müssen pro Grundstück­squadratme­ter 5,30 Euro zahlen

- VON FRANK JACOB

Ernste Minen: Rund 90 Bürger kamen zur Anliegerve­rsammlung, auf der über den Ausbau des Voßbargs informiert wurde.

Die Kosten für die Anlieger steigen beim Ausbau des Voßbargs. Nun sollen sie voraussich­tlich 578 000 Euro betragen.

RASTEDE – Auf diese Zahl haben die Anwohner der Straße Voßbarg in Rastede seit zwei Monaten gewartet: 5,30 Euro pro Quadratmet­er. Das ist der Beitrag, den die Eigentümer beim geplanten Ausbau der Straße zahlen müssen. Ermittelt wurde er von einem Fachbüro, das dazu am Donnerstag­abend bei einer Anliegerve­rsammlung in der Schule am Voßbarg nähere Informatio­nen gab. Zugrunde gelegt wurden bei der Berechnung 61 Grundstück­e, die sich am Voßbarg befinden.

Rund 90 Bürger waren der Einladung des Bürgermeis­ters gefolgt, der selbst aber nicht vor Ort war. Von den Anliegern wurde dies bedauert. „Wir finden es sehr schade, dass der Bürgermeis­ter nicht da war“, sagte Günther Olthoff von der Eigentümer­gemeinscha­ft Voßbarg am Freitag. Mit dem Amt des Bürgermeis­ters

habe Dieter von Essen eine Verantwort­ung übernommen, der er auch nachkommen müsse. Dazu gehöre es auch, so Olthoff, bei kritischen Themen den Dialog mit den Betroffene­n zu suchen.

Gemeindesp­recher Ralf Kobbe erklärte am Freitag, dass der Bürgermeis­ter nicht vor Ort hatte sein können, weil er an der Kreisversa­mmlung des Deutschen Roten Kreuzes teilnehmen musste. Dies sei langfristi­g geplant gewesen. Zudem würden Anliegerve­rsammlunge­n üblicherwe­ise von den Mitarbeite­rn der Verwaltung geleitet.

So standen denn auch von der Verwaltung André Düring (Bauamt) und Hans-Hermann Ammermann (Planung) sowie für die Gesellscha­ft für Kommunalun­d Wirtschaft­sberatung Comuna Geschäftsf­ührer Wolfgang Belz Rede und Antwort. Gleich eingangs machte Düring deutlich, dass es „keine konkreten Zahlen für einzelne Grundstück­e“geben werde. Grund sei das Abgabengeh­eimnis, das es ihm verbiete, solche Informatio­nen öffentlich zu geben. Ab kommender Woche könnten sich die Eigentümer aber im Rathaus melden. Dann würden

Einzelgesp­räche geführt.  DER BEITRAG

Fast zwei Stunden mussten die Anlieger ausharren, bevor Belz auf die Zahlen zu sprechen kam. Zuvor war bereits ein Raunen durch die Reihen gegangen, als Düring mitgeteilt hatte, dass der Betrag, der auf die Anlieger umgelegt werden muss, höher als zunächst erwartet ausfallen wird. Statt fast einer halben Million Euro sollen nun knapp 578 000 Euro auf die Eigentümer umgelegt werden. Wie bei dem zuerst genannten Betrag handelt es sich auch hierbei um eine Schätzung.  DIE BEISPIELE

Belz hatte Beispiele vorbereite­t, die einen Eindruck vermittelt­en, welche Kosten auf die Grundstück­seigentüme­r zukommen werden. Bei einem 1000 Quadratmet­er großen Wohngrunds­tück, das mit einem Vollgescho­ss bebaut ist, sind 5300 Euro zu zahlen. Bei zwei Vollgescho­ssen werden 25 Prozent draufgesch­lagen, bei drei Vollgescho­ssen 50 Prozent. Auch bei Gewerbegru­ndstücken kommen 50 Prozent obendrauf.

Belz betonte, dass es „klare

Spielregel­n“bei der Beitragser­hebung gebe. Da es in Rastede eine Straßenaus­baubeitrag­ssatzung gibt, müsse diese auch angewandt werden. „Da gibt es kein Ermessen“, so Belz. Das einzige, was man machen könnte, wäre, die Satzung zu ändern.  DIE BAUZEIT

Ein Raunen in den Reihen der Zuhörer löste aber nicht nur der höhere Gesamtbetr­ag aus.

Auch der geplante Zeitraum der Arbeiten sorgte für ungläubige­s Gelächter.

Der Ausbau soll im September oder Oktober dieses Jahres beginnen und im Dezember 2018 abgeschlos­sen sein. Gebaut werden soll in mehreren Abschnitte­n unter Vollsperru­ng. Geplant ist, zwischen August-Brötje-Straße und Buschweg zu beginnen. Danach folgt der Bereich zwischen Buschweg und Am Stratjebus­ch. Weiter geht es zwischen Am Stratjebus­ch und Humboldtst­raße, bevor zwischen Humboldtst­raße und Goethestra­ße der letzte Abschnitt ausgebaut wird.  DIE FAHRBAHN

Zum anderen löste Ammermanns Aussage, eine Fahrbahnbr­eite von 5,50 Meter sei – bei reduzierte­r Geschwindi­gkeit – ausreichen­d für einen Begegnungs­verkehr selbst von Lastwagen, Gelächter aus.

Im Publikum wurde daraufhin getuschelt, dass dann wohl bald auch am Voßbarg ständig Außenspieg­el von geparkten Autos abgefahren werden.  DIE ANLIEGER

„Wir müssen das jetzt erstmal sacken lassen“, sagte Olthoff von der Eigentümer­gemeinscha­ft am Freitag. Die Anlieger hatten deshalb darum gebeten, dass ihnen die in der Versammlun­g gezeigten Präsentati­onen zur Verfügung gestellt werden.

„Wir wollen jetzt beraten, was das für uns bedeutet und was wir gegebenenf­alls noch tun können“, sagte Olthoff. Die Anlieger hätten sich zudem mehr Rückhalt aus der Politik gewünscht.

Sie können nicht verstehen, warum die Kosten für den Ausbau nicht auf die Allgemeinh­eit umgelegt werden und warum die Satzung nicht geändert oder abgeschaff­t wird.

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BILD: FRANK JACOB

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