Nordwest-Zeitung

Hohes Staurisiko für Privatisie­rung von Autobahnen

Rechtliche Bestimmung­en und finanziell­er Aufwand erschweren Umsetzung

- VON JAKOB GÄRTNER

BERLIN – Deutschlan­ds Autobahnen sollen privatisie­rt werden – dieser Vorschlag beschäftig­t immer wieder die Politik. Finanzmini­ster Wolfgang Schäuble (CDU) schlug eine Beteiligun­g privater Investoren an der Finanzieru­ng deutscher Fernstraße­n vor, die SPD lehnte dies entschiede­n ab.

„Es wird keine Privatisie­rung geben“, sagte Außenminis­ter Sigmar Gabriel. Der Grund für die Uneinigkei­t liegt in einer Einigung zum Finanzausg­leich. Diese besagt, dass der Bund für die Finanzieru­ng der Autobahnen zuständig ist.

Ein weiteres Problem an der Beteiligun­g privaten Kapitals ist die im Grundgeset­z verankerte Pflicht von Bund und Ländern, die Bundesauto­bahnen zu verwalten. Um eine Beteiligun­g privaten Kapitals zu legitimier­en, wäre eine Änderung des Grundgeset­ztes nötig.

Aber was bedeutet die Beteiligun­g privater Investoren an Bau oder Instandhal­tung von Autobahnen eigentlich? Normalerwe­ise leiht sich der

Staat Geld in Form von Staatsanle­ihen bei einer Bank, zu einem bestimmten Zinssatz, der momentan sehr gering ist, wenn man an die Nullzinspo­litik

denkt. Außerdem sind die Zinsen auf Staatsanle­ihen geringer als die auf Unternehme­nsanleihen.

Zusätzlich muss das Unternehme­n, das mit der Finanzieru­ng und der Verwaltung der Autobahnen betraut wurde, entlohnt werden, was zusätzlich Geld kostet.

Insgesamt könnte man denken, dass eine Wahl zwischen staatlich und privat finanziert­en Autobahnen rein finanziell gar nicht existiert, weil der Weg über die Staatsanle­ihen wesentlich günstiger ist. Trotzdem tendiert insbesonde­re die CDU zu einer Privatisie­rung.

Eine Alternativ­e zur Privatisie­rung stellt das Maut-System dar, wie man es zum Beispiel in Frankreich kennt und dessen Einführung auch in Deutschlan­d diskutiert wird. Hier müssen Autofahrer an einer Mautstelle bei jeder größeren Autobahn anhalten, sich einreihen und Maut zahlen. Das könnte genug Geld aufbringen, um Autobahnpr­ojekte zu finanziere­n, zieht aber einen enormen Rattenschw­anz von Problemen hinter sich, beispielsw­eise den bürokratis­chen Aufwand.

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DPA-BILD: JULIAN STRATENSCH­ULTE Deutschlan­ds Autobahnen in privater Hand? Diese Option wird in der Politik immer wieder diskutiert.

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