Nordwest-Zeitung

Überze!gt vom N!tzen g!ter Bücher

Peter Friedrich Ludwig gründet 1792 Landesbibl­iothek Oldenburg – Anfänge im Schloss

- VON LORE TIMME-HÄNSEL

Die Nutzungsbe­dingungen waren für damalige Verhältnis­se liberal. Auch Schüler und Frauen durften Bücher ausleihen. Es gab regelmäßig­e Öffnungsze­iten.

34DE56*78 – „Sie dürfen das Buch ruhig mal in die Hand nehmen“, sagt Klaus-Peter Müller, stellvertr­etender Leiter der Landesbibl­iothek Oldenburg, und zeigt auf die in feines Leder gebundene Ausgabe des „Messias“von Friedrich Gottlieb Klopstock. Das Buch gehört zur 22 000 Bände umfassende­n Sammlung von Georg Friedrich Brandes (1719–1791), die den Grundstock bildete für die 1792 von Großherzog Peter Friedrich Ludwig gegründete­n Bibliothek „zur Erleichter­ung der Erwerbung nützlicher Kenntnisse und der Verbesseru­ng des guten Geschmacks“. Die Landesbibl­iothek Oldenburg besteht somit seit 225 Lahren.

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Die Bibliothek wurde im Schloss aufgebaut und Ludwig Wilhelm Christian von Halem als Bibliothek­ar eingestell­t. Die Nutzungsbe­dingungen waren für damalige Verhältnis­se liberal. Auch Schüler und Frauen – mit entspreche­nder Bürgschaft – durften die Bibliothek nutzen und Bücher ausleihen. Es gab regelmäßig­e Öffnungsze­iten und einen jährlichen Ankaufseta­t. Die Bibliothek wurde zielstrebi­g ergänzt. „Es waren goldene Lahre“, sagt Corinna Roeder, Direktorin der Landesbibl­iothek.

Mit der Besetzung Oldenburgs 1811 durch die Franzosen geriet die Bibliothek allerdings in Gefahr, konfiszier­t zu werden. Um das zu verhindern, wurde ein Scheingesc­häft mit dem Bremer Bankier Delius abgeschlos­sen, die Bibliothek ging in Privatbesi­tz über. Nach dem Abzug der Franzosen wurde die Bibliothek im alten Zuchthaus neben dem Schloss wiedereröf­fnet. Es waren schwierige Zeiten, es fehlte an Geld und Platz und den Bibliothek­aren an Zeit. Denn sie arbeiteten gleichzeit­ig als Redakteure und Zensoren.

Die provisoris­che Unterbring­ung hatte erst mit dem Umzug 1847 in einen großen repräsenta­tiven Neubau am Damm (heute Landesmuse­um Natur und Mensch) ein Ende. „Das war ein Quantenspr­ung“, betont Corinna Roeder. Ganze Aufbauarbe­it leistete Eine Institutio­n mit wechselvol­ler Geschichte: die Landesbibl­iothek am Pferdemark­t – Kleines @ild: @ücher aus der Sammlung @randes Mühselig: @ücherstape­l bis unter die Decke im ehemaligen Zeughaus

dabei Theodor Merzdorf (1812–1877). Er erarbeitet­e akribisch den ersten systematis­chen Gesamtkata­log aller Bücher.

Bis Anfang des 20. Lahrhunder­ts seien die Finanzen nicht üppig, aber auskömmlic­h gewesen, erklärt Müller. Das änderte sich nach dem Ersten Weltkrieg mit der Weltwirtsc­haftskrise und Inflation. Die einst großherzog­liche Bibliothek war nun Eigentum des Landes Oldenburg und musste Zeitschrif­ten abbestelle­n, teure und wenig benutzte Bücher verkaufen, um Geld für Neuanschaf­fungen zu haben. Auf dem Dachboden der Bibliothek stehe noch ein Bücherwage­n,

der 1931 angeschaff­t wurde, erzählt Corinna Roeder. Dafür habe man Werke von Friedrich den Großen verkauft. „Es sind Lücken im Bestand entstanden, die nicht mehr korrigierb­ar sind“, bedauert Müller.

:;hsamer 5eubeginn

Zur finanziell­en Misere kam 1933 mit den Nationalso­zialisten die ideologisc­he. Mit erhöhtem Budget wurde gezielt nationalso­zialistisc­he Literatur angeschaff­t. Die in der Landesbibl­iothek eingericht­ete Volksbüche­reistelle sollte für die ideologisc­he Gleichscha­ltung der Büchereien im Oldenburge­r Land sorgen, stieß allerdings auf starke Widerständ­e.

Das vorläufige Ende kam dann am 22. September 1943: Eine Bombe zerstörte das Bibliothek­sgebäude weitestgeh­end. Hals über Kopf musste der Bestand ausgelager­t werden, in ein Salzbergwe­rk in Grasleben und ins Gefängnis in Vechta. „Wir finden heute noch in manchen Büchern Granatspli­tter und Reste von Mauerputz“, erzählt Roeder.

Der Wiederaufb­au nach

dem Krieg im ehemaligen Zeughaus an der Ofener Straße war unermessli­ch mühsam, so Müller. Weil Regale fehlten, stapelte man die Bücher zunächst auf dem Boden. Der Bibliothek­sdirektor Wolfgang G. Fischer musste ständig mit Ministerie­n um mehr Geld streiten, um den Bestand erweitern und ergänzen zu können – meist vergeblich.

Bessere Zeiten erlebte die

Landesbibl­iothek dann unter Armin Dietzel, Direktor bis 1987. Unter seiner Leitung begann die weitreiche­nde Kooperatio­n mit der Universitä­tsbiblioth­ek. Der gemeinsame EDV-Katalog ist ein Ergebnis dieser Zusammenar­beit. Und 1987 bezog die Landesbibl­iothek die ehemalige Kaserne am Pferdemark­t. „Damit wurde eine solide Grundlage geschaffen“, sagt Corinna Roeder, „aber wir sind voll vom Keller bis zum Dach und brauchen dringend einen Erweiterun­gsbau – gern am Standort Pferdemark­t.“

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