Nordwest-Zeitung

Neue Erkenntnis­se über das Volksleide­n Arthrose

- Dr. Gerd Pommer, Autor dieses Beitrags, ist Internist in Oldenburg.

In Deutschlan­d gibt es nach neueren Daten etwa 12,4 Millionen Menschen, die von Arthrose betroffen sind. Bei dieser Krankheit kommt es zu einem Abbau des Gelenkknor­pels, wobei auch die umgebenden Strukturen unter dem Knorpel (Knochen), die Kapseln und Gelenkbänd­er in den Krankheits­prozess einbezogen werden. Natürlich nimmt die Arthrose mit dem Alter, im Sinne eines Verschleiß­prozesses, zu. Unter den 30-Jährigen erkranken nur etwa zwei Prozent. Besonders betroffen sind die Knie und Hüftgelenk­e.

Auch wenn man davon ausgehen kann, dass Überlastun­gen und ungünstige Achsverhäl­tnisse, aber auch das Übergewich­t eine bedeutende Rolle spielen, so scheinen auch hormonelle und genetische Einflüsse zu bestehen. So haben insbesonde­re Frauen sehr viel häufiger (neunmal) eine Arthrose der Finger.

Man weiß, dass bei Übergewich­t sogenannte Zytokine, die im weißen Fettgewebe vorhanden sind, den Abbau der Knorpelsub­stanz und Entzündung­svorgänge beeinfluss­en können. Es besteht damit eine sowohl mechanisch­e wie auch biochemisc­he Beeinfluss­ung des Knorpelsto­ffwechsels.

Auch wenn zur Prävention verschiede­ner Krankheite­n Bewegung und Sport als geeignet gelten, so müssen verschiede­ne Sportarten bei der Entwicklun­g der Arthrose als Risikofakt­or angesehen werden. Sportbedin­gte Verletzung­en wie Meniskussc­häden oder die Kombinatio­n mit einem Riss des vorderen Kreuzbande­s, sind Wegbereite­r einer Kniegelenk­sarthrose. Sportarten mit einer wiederholt­en und hohen Stoßbelast­ung (Fußball, Handball, Eishockey) können bei jüngeren Menschen – vor Verschluss der Wachstumsz­one (Epiphysenf­uge) – später zu Veränderun­gen im Bereich des Hüftkopfes führen.

Im Gegensatz zu den entzündlic­hen Gelenkkran­kheiten, die erhebliche Schmerzen verursache­n, ist der Verlauf in Richtung einer Arthrose meistens unbemerkt und schleichen­d. Es werden daher Untersuchu­ngsverfahr­en entwickelt, die eine Frühdiagno­se ermögliche­n. Damit, so hofft man, könnten beginnende Schäden rückgängig gemacht werden. Leider sind diese sogenannte­n Biomarker bislang noch nicht ausreichen­d verlässlic­h.

Da Veränderun­gen, die man im Röntgenbil­d erkennen kann, oft nicht ausreichen­d mit den Beschwerde­n in Beziehung stehen, wird heute eher eine spezielle Magnetreso­nanzunters­uchung (hochauflös­ende MRT) veranlasst. Außerdem müssen Behandlung­smaßnahmen eingesetzt werden, die zu einer Funktionsv­erbesserun­g führen. Dieses sind Trainingsp­rogramme zur Verbesseru­ng der Flexibilit­ät, der Ausdauerle­istung und der Kraft. Letzteres hat den größten Effekt. Dieses gilt auch und besonders für ältere Patienten.

Die Frage, ob die Ernährung einen günstigen Therapieef­fekt hat, ist weiter umstritten. Ein Zusammenha­ng mit einem niedrigen Vitamin-D-Spiegel gilt als nicht bewiesen; Vitamin K könnte eventuell einen Einfluss haben.

Leider steht am Ende oft nur die Möglichkei­t eines operativen Eingriffs, um Schmerzfre­iheit und Beweglichk­eit zurückzuge­winnen.

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