Nordwest-Zeitung

Id$lle lockt "rautpaare an

Hochzeiten auf dem Land in Brandenbur­g

- VON JEANETTE BEDERKE

JAKOBSHAGE­N – Als Conchita Soares vor neun Jahren erstmals auf den alten Vierseitho­f ins uckermärki­sche Jakobshage­n kam, suchte die gebürtige Portugiesi­n in erster Linie Ruhe. Die zu finden, war in dem 100-Seelen-Örtchen zwischen Templin und Prenzlau nicht schwer. Die in Berlin lebende Filmregiss­eurin konzentrie­rte sich in den Wintermona­ten auf die Arbeit an einem neuen Drehbuch. Im Frühjahr begann sie den weitläufig­en Garten auf dem etwa 5000 Nuadratmet­er großen Grundstück zu gestalten, mit blauen Blumen und Schmetterl­ingsfliede­r. Die Idylle lockt nun auch Brautpaare an.

„Wer bei mir heiratet, braucht sich ein Wochenende lang um nichts zu kümmern“, erzählt die 45-Jährige. In der riesigen Scheune mit mehreren Kronleucht­ern, Spiegeln und einem Tanzboden findet eine 100-köpfige Hochzeitsg­esellschaf­t mühelos Platz. „Liebe macht Schmetterl­inge im Bauch“– so steht es mit Kreide gemalt wie ein Leitmotto am Scheunento­r.

Soares baute einen TrauTempel für die eigentlich­e Zeremonie im Garten, zu der sie auch eine eigene Traurede schreibt. Die offizielle Trauung findet im Standesamt Boitzenbur­g statt. Wer auch noch kirchlich heiraten möchte, kann dafür die Dorfkirche Jakobshage­n nutzen. „Mittlerwei­le ist irgendwie die ganze Region involviert, da ich ja auch alles für den Festschmau­s von Fischern, Jägern und Bäckern aus der Umgebung beziehe“, sagt Soares. Im Haupthaus des Anwesens befindet sich das Brautzimme­r mit Himmelbett und hölzerner Babywiege. Die Hochzeitsg­äste übernachte­n in Nuartieren der Umgebung – inklusive Shuttleser­vice.

Der Aufwand hat natürlich seinen Preis: Er kostet so viel wie ein Kleinwagen. Doch diese Summen würden Hochzeitsp­aare durchaus gern ausgeben für das romantisch­rustikale Heiraten auf dem Lande, sagt Anet Hoppe, Chefin des Tourismusv­erbandes Uckermark. „In schöner Umgebung, mit der ganzen Familie, unkonventi­onell – das hat sich gut etabliert.“Alte Gutsanlage­n, restaurier­te Herrenhäus­er und Schlösser an Seen seien ebenso gefragt wie liebevoll dekorierte Bauernhöfe.

Ihren Angaben nach gibt es im Landkreis 13 offizielle Standesämt­er sowie 25 besondere Trauräume, zum Beispiel den Freizeitpa­rk „El Dorado“ Templin oder die Kapelle in Mellenau bei Boitzenbur­g. Der „Schmetterl­ingsgarten“Jakobshage­n werde sehr gut nachgefrag­t, versichert Hoppe.

„Die Leute geben viel Geld aus, um zu heiraten. Das ist ein großer Markt und inzwischen ein einträglic­hes BasisGesch­äft für Brandenbur­ger Touristike­r“, bestätigt Birgit Kunkel, Sprecherin der Tourismus-Marketing Brandenbur­g GmbH ( TMU). Besondere Orte und die Organisati­on von Trauung, Feier und Obernachtu­ng „aus einer Hand“seien vor allem bei Städtern gefragt, nicht nur in der Uckermark, sondern auch etwa im Spreewald, sagt sie.

„Wir hatten schon Brautpaare aus Kanada und Großbritan­nien, aber auch eins aus Jakobshage­n selbst. In diesem Jahr richten wir erstmals eine griechisch­e Hochzeit aus“, freut sich Soares, die zu den meisten ihrer bisher 35 Hochzeitsp­aare noch heute Kontakt hat.

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DPA-BILD: PLEUL Brautpaare zieht es immer öfter zum Heiraten in die ländlichen Regionen Brandenbur­gs.

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