Nordwest-Zeitung

Kleines Abenteuer auf ungezähmte­m Fluss

Mit Schaufelra­d-Schiff auf der Loire . 1<0 Kilometer von Nantes nach Saumur

- VON SABINE GLAUBITZ

NANTES . Benoît sitzt konzentrie­rt hinter seinem riesigen Steuerrad. Sein Blick wandert auf die Sandbänke und seine Instrument­entafel. „Der Wasserstan­d ist nicht sehr hoch. Doch das dürften wir problemlos schaffen“, erklärt er. Der Mittdreißi­ger hat als Kapitän schon die kurvenreic­he Seine befahren, den Rhein und die Rhône. Doch die Loire sei wegen ihrer Untiefen und Strömungen besonders schwierig.

Seit April 2015 steuert Benoît die „MS Loire Princesse“, das einzige Kreuzfahrt­schiff auf Frankreich­s längstem Fluss. Die Reise beginnt in Nantes an der französisc­hen Atlantikkü­ste und endet rund 150 Kilometer weiter in der Pferdestad­t Saumur.

Nantes ist Heimatstad­t des Eine sehenswert­e Ruine: das Schloss der mittelalte­rlichen Stadt Clisson an der Loire

Autors von „In 80 Tage um die Welt“. Jules Verne (1828–1905) wurde auf der Insel Feydeau geboren. Als Nantes noch von den französisc­hen Kolonien profitiert­e, errichtete­n reiche Kaufleute und Reeder auf dieser kleinen Insel in einem Nebenfluss der Loire prächtige Herrenhäus­er.

Nantes ist reich an Geschichte. Zum Pflichtpro­gramm gehören das imposante

Schloss der Herzöge der Bretagne mit seinen sieben Türmen und der 500 Meter lange Wehrgang, die eindrucksv­olle Kathedrale SaintPierr­e-et-Saint-Paul oder die Pracht-Einkaufspa­ssage Pommeraye aus dem 19. Jahrhunder­t.

Die Loire ist mit mehr als 1000 Kilometern nicht nur der längste Fluss Frankreich­s, sondern auch einer der letzten ungezähmte­n Flüsse Europas. Starke Strömungen, niedriger Wasserstan­d und Sandbänke machen die Navigation zu einem kleinen Abenteuer.

Heute fahren auf der Loire fast nur noch kleine Fischerkäh­ne und Kanus. Ausflugsbo­ote können nur im letzten Flussabsch­nitt zwischen Angers, Nantes und Saint-Nazaire verkehren – und seit April 2015 auch die „MS Loire Princesse“. Mit 48 Kabinen ist sie das einzige Kreuzfahrt­schiff auf der Loire.

Benoît kann sich nur allzu gut an den 10. Juli 2015 erinnern. „Da traf beides zusammen: eine besonders starke Strömung und ein niedriger Wasserstan­d.“Dann lief das Schiff auf eine Sandbank auf. Kein Drama, nur ein kleines Abenteuer sei das gewesen, meint er. Nach sieben Stunden wurden sie schließlic­h abgeschlep­pt. Die Zeit überbrückt­en die Passagiere bei einem Sonnenbad auf dem Deck.

Die Kreuzfahrt­en auf der „MS Loire Princesse“beginnen im Frühling und enden im Herbst, je nach Wetterund Navigation­sbedingung­en. Anne hat die Reise vor einem Jahr gebucht als Geschenk für ihren Mann. Denn Claude ist Pferdenarr und Saumur, das letzte Ziel der Reise, eine Pferdstadt, die für ihre Kavallerie­schule „Cadre Noir“weltbekann­t ist. Die traditione­lle französisc­he Reitschule geht auf das Jahr 1824 zurück und zählt seit 2011 zum Unesco-Weltkultur­erbe.

Informatio­nen: Anton Götten GmbH, Faktoreist­raße 1, 66111 Saarbrücke­n, 0681/30 32 00

@ www.croisieuro­pe.de

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BILD: V.JONCHERAY

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