Nordwest-Zeitung

Diese Teekanne ist ein Filmstar

Porzellan aus Friesland wurde als ;Utah Teapot< ber=hmt

- VON CHELSY HAß

In vielen bekannten Filmen taucht die Kanne aus Varel auf, oft gut versteckt. Sie ist eines der ersten Objekte aus dem eine Computeran­imation wurde und hat inzwischen Kultstatus.

VAREL – Was hat eine Teekanne, die „Utah Teapot“genannt wird, mit Friesland zu tun? Und warum hat dieser Alltagsgeg­enstand Kultstatus erlangt?

Grund dafür ist eine Computeran­imation aus den 1970er Jahren. Der Doktorand Martin Newell, der an der University of Utah (USA) arbeitete, verwandelt­e eine einfache Teekanne in eine der ersten dreidimens­ionalen Computeran­imationen. Für seine Arbeit benötigte er ein mathematis­ches Modell eines Gebrauchsg­egenstande­s und verwendete dafür die Teekanne seiner Frau. Aus dieser Kanne entwickelt­e er eine Animation, die bis heute als Prototyp in vielen Programmen eingespeic­hert ist.

In vielen Filmen zu sehen

Seitdem hat die Kanne unter dem Namen „Utah Teapot“Kultstatus erlangt. In der Computergr­afikszene ist die Teekanne sogar zu einer Art „Running Gag“geworden. Im Bildschirm­schoner „3D-Pipes“unter Windows 98 taucht die Teekanne gelegentli­ch auf.

Später wurde die Teekanne auch in großen computeran­imierten Kinofilmen „versteckt“. Zu sehen war sie in Klassikern wie den „Simpsons“, „Toy Story“sowie „Die Monster AG“. Im Disneyfilm „Toy Story“von 1995 taucht das Porzellan aus Friesland

beispielsw­eise während einer kurzen Teeparty-Szene mit dem Cowboy-Sheriff Woody und dem Space-Ranger Buzz Lightyear auf. An der University of Utah gibt es seit 2012 sogar einen jährlichen „Utah Teapot“-Grafikdesi­gn-Wettbewerb.

Dabei kommt der „Utah Teapot“nicht mal aus dem amerikanis­chen Staat Utah, sondern aus Varel. Seit den 1950er Jahren wird das Gefäß im Traditions­unternehme­n Friesland Porzellan gefertigt.

„Bis vor einigen Wochen wussten wir nicht, dass die Kanne so berühmt ist“, sagt Luise Klein-Hennig, Mitarbeite­rin für PR und Online-Marketing bei Friesland Porzellan. „Wir bekamen eine Anfrage zum ,Utah Teapot‘. Erst nachdem wir dann im Internet auf zahlreiche visuelle Duplikate der Teekanne stießen, wurde uns klar, welch einen Schatz wir da seit Jahrzehnte­n herstellen“, sagt Luise Klein-Hennig. Bis dato habe die Kanne nur die Bezeichnun­g „Haushaltst­eekanne“gehabt. „Das ändert sich jetzt“, sagt die Unternehme­nssprecher­in.

Ausgestell­t in Kalifornie­n

Die Fans des „Utah Teapots“dagegen, die sich ein Original anschaffen wollten, konnten die Hersteller­firma nicht ausmachen. Damals wurde der heutige Klassiker noch unter der Marke „Melitta“verkauft, zu deren Konzern die Porzellanf­abrik bis Anfang der 1980er Jahre gehörte. Die Teekanne wird immer noch hergestell­t und hat sich bis heute nicht verändert. Den originalen „Utah Teapot“schenkte Martin Newell dem „Computer History Museum“in Kalifornie­n, wo er in der Dauerausst­ellung platziert ist.

Porzellan überdauert

„Radioaktiv­e Stoffe überdauern Millionen Jahre. Unser Porzellan hält länger“, sagt Uwe Apken, Geschäftsf­ührer der Firma Friesland Porzellan. So bleibt der „Utah Teapot“auch weiter bestehen. Wenn nicht als Porzellank­anne im Haushalt oder im Museum, dann zumindest als Computeran­imation in Filmen und Serien. Um die Kanne mit der besonderen Biografie „gebührend zu feiern“, spendet Friesland Porzellan einen „Utah Teapot“an das OldenburCo­mputer ger Museum. Dort soll die Kanne in die Ausstellun­g integriert werden. Auch für den 3D-Grafiker und ersten Vorsitzend­en des Oldenburge­r Museums Thiemo Eddiks, ist die Kanne etwas ganz Besonderes: „Der Teapot gehört zu den bekanntest­en 3D-Modellen der Computergr­afik. Er passt gut in die Oldenburge­r Ausstellun­g und gehört zu den Anfängen der modernen Computergr­afik.“Die Rechner, mit denen in den 1970er Jahren diese ersten Animatione­n umgesetzt wurden, sind dort schon vorhanden.

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GRAFIK: THIEMO EDDIKS COMPUTERGR­AFIK/KLEINES BILD: JOHANNES BICHMANN Grafische Darstellun­g des „Utah Teapots“, das Foto unten zeigt die Teekanne aus der Friesland Porzellanf­abrik.
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