Nordwest-Zeitung

SOMMERINTE­RVIEW Merkel lehnt Obergrenze ab

Kanzlerin pocht auf Besuchsrec­ht auf türkischem Stützpunkt

- VON ANDRÉ STAHL

Auch die Krawalle rund um den G20-Gipfel waren erneut ein Thema. Sie wolle sich nicht vor der Verantwort­ung drücken, sagte Merkel.

BERLIN – Bundeskanz­lerin und CDU-Chefin Angela Merkel lehnt im Unionsstre­it über die Flüchtling­spolitik die von der CSU geforderte Obergrenze weiter strikt ab. „Zur Obergrenze ist meine Haltung klar: Das heißt, ich werde sie nicht akzeptiere­n“, sagte Merkel am Sonntag in Berlin im ARDSommeri­nterview. Mit einer Reduzierun­g der Flüchtling­szahlen, mit Steuerung und mit dem Kampf gegen Fluchtursa­chen könne etwas erreicht

werden auch ohne eine solche Obergrenze für den Flüchtling­szuzug.

CSU-Chef Horst Seehofer fordert nach wie vor eine Obergrenze. Für das gemeinsame Wahlprogra­mm der Union hatten sich CDU und CSU zuletzt zusammenge­rauft. Die umstritten­e Obergrenze ist dort nicht enthalten. Die CSU will sie jedoch in ihr ergänzende­s eigenes Wahlprogra­mm schreiben.

Bei den versproche­nen Steuerentl­astungen rechnet die Kanzlerin mit der Rückendeck­ung unionsgefü­hrter Bundesländ­er. „Wir haben das mit unseren Ländern sehr genau besprochen“, sagte Merkel. Hintergrun­d ist, dass bei den von den Parteien in Aussicht gestellten Steuersenk­ungen auch die Länder mitziehen müssen. Denn sie müssen zusammen mit den Kommunen mehr als die Hälfte der entspreche­nden Einnahmeau­sfälle schultern.

Nach der Absage der Türkei pochte Merkel auch am Sonntagabe­nd auf ein Besuchsrec­ht für Bundestags­abgeordnet­e bei den Bundeswehr­soldaten auf dem Nato-Stützpunkt Konya. Auf die Frage nach einem möglichen politische­n Handel mit Ankara stellte Merkel klar, dies würde die Bundesregi­erung „rundweg“ablehnen.

Auch der G20-Gipfel war erneut Thema. Merkel steht weiterhin zu der umstritten­en Wahl Hamburgs als Ort des Treffens. Die Entscheidu­ng für Hamburg sei natürlich auch ihre gewesen. Mit Blick auf die massiven Krawalle rund um den Gipfel sagte die CDU-Vorsitzend­e: „Dafür habe ich genauso die Verantwort­ung wie Olaf Scholz und drücke mich auch nicht davor.“Über die scharfe Kritik von Vizekanzle­r Sigmar Gabriel (SPD) an den Gipfelerge­bnissen sei sie nicht verärgert, sagte Merkel. Der Gipfel sei inhaltlich wichtig gewesen.

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AP-BILD: SOHN Angela Merkel stellte sich den Fragen.

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