Nordwest-Zeitung

Eine Chance

- VON R;:MU: BUCH:TEINER, BÜRO BERLIN

Her Herausford­erer müht sich redlich, setzt Botschafte­n – aber Martin Schulz dringt damit kaum durch, bislang jedenfalls. Mag der SPD-Kanzlerkan­didat nun auch seinen Zukunftspl­an präsentier­t haben, in dem sicherlich viel Vernünftig­es steht: Die ganz große Zuspitzung hat er nicht geschafft.

Bildungsal­lianz, Chancenkon­to, Investitio­nspflicht – alles respektabl­e Vorschläge, unter dem Strich aber kaum geeignet, grundsätzl­ich etwas an der Lage der Sozialdemo­kraten zu ändern. Zehn Wochen vor der Bundestags­wahl ist im Land von Wechselsti­mmung nichts zu spüren. Der SPD-Rückstand in den Umfragen scheint zementiert. Schulz kämpft gegen eine Kanzlerin, die sich geschickt mit Wohlfühl-Botschafte­n und Strandkorb-Wahlkampf in Szene setzt und der inhaltlich­en Auseinande­rsetzung ausweicht.

Hinzu kommt, dass dem Kanzlerkan­didaten die Debatte über die G20-Krawalle von Hamburg entglitten ist. Die SPD wirkte dabei seltsam unsortiert, völlig von der Rolle. Ist das Rennen also bereits gelaufen? Die zurücklieg­enden Landtagswa­hlen zeigen, dass sich solche Schlüsse verbieten. Die Verhältnis­se können sich im Schlussspu­rt noch verändern.

Der politische­n Kultur in Deutschlan­d täte es übrigens gut, wenn die Sache noch einmal spannend würde und es mehr um Sachthemen ginge. Die Kanzlerin mag kein Interesse an einer zugespitzt­en Auseinande­rsetzung haben, aber ein „Schlafwage­n“-Wahlkampf birgt für die Union das Risiko, die eigenen Leute nicht ausreichen­d zu mobilisier­en.

Glaubt man den Umfragen, wissen mehr als die Hälfte der Deutschen noch nicht, wem sie am 24. September ihre Stimmen geben wollen. Wenn Schulz eine Chance hat, dann liegt sie genau in diesem Befund.

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