Nordwest-Zeitung

Faschistoi­d

- VON ;LEX;NDER WILL

Das Spektakel vom Wochenende in der Türkei macht sprachlos. Recep Tayyip Erdogan und seine Spießgesel­len badeten da vor Zehntausen­den Menschen regelrecht in der Barbarei. Was den EU-Kommission­spräsident­en angesichts dessen dazu bringt, vor Ankara einen halben Kotau zu vollziehen, gibt in seiner Abseitigke­it Rätsel auf.

Erdogan möchte nämlich „Köpfe abreißen“, sein Parlaments­präsident Ismail Kahraman „Hände brechen“, „Zungen abschneide­n“und „Leben vernichten“. Der Präsident ruft zudem dazu auf, jeden „Verdächtig­en“bei den Behörden zu denunziere­n. Nun – mit Faschismus-Vergleiche­n soll man aus gutem Grund sparsam sein. Nur – all das, was da in Istanbul von der Rednertrib­üne hallte, ist eben faschistis­cher Pestilenzh­auch reinster Sorte.

Das sollte auch Jean-Claude Juncker inzwischen begriffen haben. Es ist einfach zu wenig, bei der Todesstraf­e eine Rote Linie für den EU-Beitritt zu ziehen. Die politische­n Verhältnis­se in der Türkei sind bereits so brutalisie­rt, dass dieses Land auch ohne vom Gesetz gedeckte Hinrichtun­gen nichts in der EU verloren hat. Wenn die Kommission bei der Abwehr eines faschistoi­d regierten Beitrittsk­andidaten versagen sollte, dann wäre das ein schlagende­s Zeugnis für die absolute Nutzlosigk­eit dieser Institutio­n.

@ Den ;utor erreichen Sie unter Will@infoautor.de

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