Nordwest-Zeitung

Hamilton sitzt Vettel dicht im Nacken

Engländer verkürzt durch Sieg in Silverston­e Rückstand auf einen Punkt – Ferrari-Pilot Siebter

- VON THOMAS WOLFER

Mit einem geplatzten Reifen rettete sich Vettel ins Ziel. Für Hamilton war es der fünfte Triumph in Silverston­e – diesen feierte der Brite ausgelasse­n.

SILVERSTON­E – Der freudetrun­kene Sieger Lewis Hamilton tauchte buchstäbli­ch in der Menge seiner Fans ab, derweil suchte ein sichtlich ratloser Sebastian Vettel nach Gründen für das Desaster, das ihn um ein Haar die WM-Führung gekostet hätte: Während Mercedes-Star Hamilton zum vierten Mal in Folge den britischen Grand Prix in Silverston­e gewann, fiel Vettel nach einem Reifenscha­den an seinem Ferrari zwei Runden vor Schluss von Platz drei auf sieben zurück und rettete seine Führung in der WM-Wertung mit nur noch einem einzigen Punkt Vorsprung auf Hamilton ins Ziel.

Angesichts seines schlechtes­ten Resultats in dieser Saison wirkte der oft so hitzige Vettel eher ernüchtert und frustriert. „Der Reifen hätte locker halten sollen, ich weiß nicht, warum er es nicht getan hat“, sagte er: „Mein Hals ist aber gar nicht so dick, man kann da ja nicht viel machen.“Im Nachhinein sei es einfach „zu sagen, man hätte dieses oder jenes anders machen

müssen, aber dass der Reifen in die Luft fliegt, konnte man einfach nicht vorausahne­n“.

Mit einer beeindruck­enden Machtdemon­stration und zusätzlich begünstigt durch das Pech des großen Konkurrent­en Ferrari haben Hamilton und Mercedes für neue Spannung im packenden Titelkampf gesorgt und den Druck auf Vettel enorm erhöht. Dass dessen Ferrari-Teamkolleg­e Kimi Räikkönen trotz eines ähnlichen Reifenprob­lems noch den dritten Platz belegte,

konnte die Scuderia nicht wirklich trösten. „Wir sind nicht glücklich, aber es ist besser als nichts“, sagte Räikkönen.

Derweil war Hamilton trunken vor Glück. Immer wieder suchte er den Kontakt zu seinen Fans und warf sich wie ein Rockstar in die tosende Menge. „Ich habe mich immer gefragt, wie sich das wohl anfühlt“, berichtete er später: „Jetzt habe ich es einfach mal gemacht, und es hat sich so gut angefühlt.“Einfach sei

dieser souveräne Sieg nicht gewesen: „Es ist nie so einfach, wie es aussieht, aber es war ein perfektes Wochenende für uns.“

Die WM wolle er nun sehr gerne gewinnen und dann im Animations­film „Cars 4“mitwirken, entgegnete Hamilton bei der Siegerehru­ng Hollywoods­tar Owen Wilson, der in Disneys „Cars 3“das feuerrote Auto namens „Lightning McQueen“in der Originalfa­ssung spricht. Von einem Rücktritt wäre aber auch nach

dem vierten WM-Titel noch keine Rede. „Es gibt keinen Grund für mich, warum ich aufhören sollte“, sagte Hamilton: „Ich liebe die Formel 1 und werde weiterfahr­en.“

Mit seinem fünften Sieg in Silverston­e zog der 32-Jährige mit Jim Clark und Alain Prost gleich. Nie zuvor hat ein Fahrer viermal in Serie in Silverston­e gewonnen. Platz sechs belegte Nico Hülkenberg (Emmerich) im Renault, 17. und Letzter wurde Pascal Wehrlein (Worndorf) im Sauber.

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AP-BILD: AUGSTEIN Wie ein Rockstar: Lewis Hamilton wird nach dem Sieg in Silverston­e von seinen Fans auf Händen getragen.

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