Ex-Meister HC Leipzig meldet Insolvenz an
Verein stürzt von Bundesliga in 3. Liga – HC Rödertal rückt ins Oberhaus nach
LEIPZIG/OLDENBURG – Es war ein Untergang mit Ansage: Der sechsmalige deutsche Meister HC Leipzig hat Insolvenz angemeldet und steigt von der Bundesliga in die 3. Liga ab. Dort muss das Urgestein des deutschen Frauenhandballs nach jahrelanger Misswirtschaft einen Neuanfang starten. „Nur wenige Vereine haben es vorgemacht, wie man von dort zurückkommt“, sagte HCL-Trainer Norman Rentsch im „Mitteldeutschen Rundfunk“: „Mit welchem Hochmut Vereinsführung und Management in diese Situation reingegangen sind, das war absolut grenzwertig.“
Die Misere des HC Leipzig, darin sind sich nahezu alle Experten einig, trägt den Namen Kay-Sven Hähner. Jahr für Jahr holte der Manager die prominentesten Spielerinnen in die Messestadt, zwischenzeitlich trug mehr als die Hälfte der deutschen Nationalmannschaft für weit überdurchschnittliche Gehälter die gelbblauen Leipziger Farben. Sponsorenverträge schloss Hähner nicht selten per Handschlag – und musste dann feststellen, dass dringend benötigte Zahlungen ausblieben. Fehler habe er gemacht, räumte Hähner Mitte Mai ein, zu dem Zeitpunkt hatten die Spielerinnen bereits seit Monaten kein Geld mehr gesehen.
Zur aktuellen Misere hat sich Hähner bislang nicht geäußert, der sonst so wortgewandte Manager ist abgetaucht. Über einen Mitteilungs-Dienst hatte er am Samstagmorgen den Vorstand des HCL darüber informiert, dass die zum wirtschaftlichen Überleben und zum Erhalt der Bundesliga-Lizenz nötigen 600 000 Euro mit Ablauf der Frist nicht eingegangen waren. Auf eine Anfrage der Handball Bundesliga Frauen (HBF) antwortete er per Mail.
Am 19. Mai hatte der siebenmalige DHB-Pokalsieger die Lizenz für die erste Liga nur unter einer aufschiebenden Bedingung erhalten. Im Vordergrund stand die vollständige Erfüllung des Sanierungskonzeptes bis zum 31. Mai. „Da dies innerhalb der gesetzten Frist nicht nachgewiesen werden konnte, sind die Voraussetzungen für eine Lizenzerteilung und die Teilnahme am Spielbetrieb für die Bundesligen in der Saison 2017/18 nicht erfüllt“, teilte die HBF am 1. Juni mit. Ein eigens einberufenes Schiedsgericht verurteilte die HBF am 7. Juli dann aber überraschend zur Lizenzerteilung – allerdings unter der Bedingung, dass der mit 1,3 Millionen Euro verschuldete HC Leipzig bis zum 14. Juli eine Eigenkapitalerhöhung von 600 000 Euro auf dem Konto nachweisen sollte. Das ist nicht gelungen. Für Leipzig rückt der HC Rödertal aus der Nähe von Dresden in die Bundesliga nach.
Der Niedergang des einst so ruhmreichen HC Leipzig hatte vor Jahren begonnen. 2010 kamen im Schnitt noch 2700 Zuschauer zu den Spielen in die riesige Leipziger Arena, zuletzt waren es gerade mal 1000 – kalkuliert hatte Hähner mit 2200. Die Teilnahme des HCL an der kostenintensiven Champions League erwies sich als Bumerang, das Geld für die Reisen holte der HCL nicht mehr rein.