Abrahams Karriere steht vor dem K.o.
37-Jähriger verliert deutlich – Coach Wegner: „Arthur hat kein Herz mehr“
LONDON – Für Arthur Abraham endete der Traum von neuem Ruhm in einem Fiasko. Der einstmals als K.o.-König gefürchtete Profiboxer bezog Samstagnacht vor 11 000 Zuschauern in der Londoner Wembley-Arena böse Prügel und steht nach einer einstimmigen Punktniederlage (110:118, 110:118, 108:120) gegen IBO-Weltmeister Chris Eubank Jr. vor dem KarriereAus.
„Über die Zukunft wird er jetzt in Ruhe entscheiden. Wir werden uns da alle zusammensetzen“, sagte Promoter Kalle Sauerland anstelle seines sprachlosen Boxers. Der 37-jährige Supermittelgewichtler verpasste nicht nur
einen erneuten WM-Titel, sondern auch die Teilnahme an der lukrativen World Boxing Super Series (WBSS) um die Muhammad-Ali-Trophy.
Abraham war Eubank, dessen Vater 1994 in einem WMKampf Graciano Rocchigiani bezwungen hatte, in allen Belangen hoffnungslos unterlegen. Vom ersten Gong an setzte der Brite den Deutschen unter Druck, punktete permanent und lag bereits bei Halbzeit des Kampfes nach Punkten praktisch uneinholbar vorn. „Das ist wie gegen Gilberto Ramirez gelaufen“, befand Trainer Ulli Wegner frustriert. Gegen den Mexikaner hatte Abraham im Frühjahr 2016 in Las Vegas seinen WBO-WM-Titel verloren und auch da nicht den Hauch einer Chance gehabt.
Schlimmer noch. Wegners Urteil über seinen alternden Schützling fiel diesmal vernichtend aus. „Arthur hat einfach kein Herz mehr“, bemängelte der 75-jährige Meistermacher, der mit dem – im heutigen Armenien geborenen – Boxer in dessen eineinhalb Jahrzehnte währenden Profikarriere durch dick und dünn gegangen war.
Eubanks Viertelfinalgegner in der World Boxing Super Series ist der Türke Avni Yildirim. Ebenfalls im Supermittelgewicht steigt in dem ehemaligen Weltmeister Jürgen Brähmer (Schwerin) ein deutscher Boxer in den Ring. Im Cruisergewicht ist der ehemalige WBO-Champion Marco Huck dabei. In beiden Gewichtsklassen treten jeweils acht der weltbesten Faustkämpfer an. Die Kämpfe werden im K.o.-Modus ausgetragen. Zu gewinnen gibt es bis zu zehn Millionen Dollar.