Hilfe im ungewohnten Alltag
Aohlfahrtverbände unterstützen Entlassene im Leben nach der Haft
Dank der Straffälligenhilfe konnten im Jahr 2016 fast 31 000 Hafttage vermieden werden. Das bedeutet eine Kosteneinsparung von über 4,5 Millionen Euro.
OLDENBURG/LS – Gerichtlich verhängte Freiheitsstrafen sollen die Bevölkerung vor Straftaten schützen und Straftäter wieder in die Gesellschaft einführen. Die Straffälligenhilfe der Wohlfahrtsverbände hilft Betroffenen, wieder ein straffreies Leben zu führen. Meist geht es dabei um Fragen der Existenzsicherung, der Wohnung, der Finanzen und Arbeit. „Von all dem haben Menschen, die aus Haft kommen, meist wenig,“
stellt der Sprecher der Niedersächsischen Anlaufstellen, Diakonie-Referent Kai Kupka (Oldenburg) fest. Und oft ist ihnen der Zugang verstellt. Resozialisierung braucht Haftverkürzungen und Lockerungen, damit sich die Menschen wieder integrieren können. Auch bei Erkrankungen, Suchtproblemen oder psychischen Schwierigkeiten brauchen Haftentlassene Unterstützung, damit soziale Integration gelingt.
Hilfe spart Steuergelder
Fast 31 000 Hafttage konnten durch die Straffälligenhilfe vermieden werden. Das ist gut für die Menschen, wertet Kupka. Und ein Erfolg für den Steuerzahler. Denn jeder Tag im Knast kostete in 2016 etwa
152 Euro. Über 4,5 Millionen Euro Haftkosten wurden so eingespart, überschlägt Kupka. Dazu kommen eine halbe Millionen Euro an Geldstrafen, die gezahlt wurden, obwohl sie als uneinbringlich galten – weil die Straffälligenhilfe den Betroffenen dabei erfolgreich hilft.
Regelmäßig treffen straffällig gewordene Personen auf Vorurteile und Diskriminierung. Das behindert sie, einen Platz in der Gesellschaft zu finden. Umso mehr freut es den Sprecher der Anlaufstellen für Straffällige, wenn das Land Niedersachsen diese Arbeit durch das Justizministerium angemessen würdigt.
Der Bestand der Anlaufstellen ist nur durch den Beitrag von Kommunen, Spenden und Eigenmitteln mittelfristig
gesichert. Damit können die 56 Mitarbeiter und 32 Ehrenamtlichen weiter arbeiten.
Kraftakt für Diakonie
In 2016 haben sie 5000 Ratsuchenden zur Seite gestanden, sind fast 1000 mal in Gefängnissen gewesen. Mit 72 Wohngruppenplätzen erleichtern die Anlaufstellen Straffälligen die Wohnungssuche. Aber noch immer müsse die Straffälligenhilfe zu bis zu einem Viertel von den jeweiligen Trägern selbst finanziert werden, bedauert Kupka.
Das wird zunehmend schwieriger und ist auch für die Diakonie ein Kraftakt, den sie derzeit nur dank Spenden und kirchlichen Zuwendungen stemmen könne.