Nordwest-Zeitung

Jobs für Langzeitar­beitslose

Niedersach­sen fördert Modellproj­ekt mit 20 Millionen Euro

- VON RALF KRÜGER UND THOMAS STRÜNKELNB­ERG

Trotz starker Konjunktur haben Langzeitar­beitslose weiterhin Schwierigk­eiten, einen Job zu finden. Jetzt will das Land Niedersach­sen helfen.

HANNOVER – Niedersach­sen will über ein 20 Millionen Euro teures Modellproj­ekt öffentlich geförderte Jobs für Langzeitar­beitslose schaffen. In den kommenden zwei Jahren sollen zunächst 1000 Menschen davon profitiere­n, kündigten die SPD-Minister Olaf Lies (Wirtschaft, Sande) und Cornelia Rundt (Soziales) am Montag in Hannover an. Angesichts einer starken Konjunktur und eines robusten Arbeitsmar­ktes sei jetzt der ideale Zeitpunkt dafür. Lies warb auch dafür, mittelfris­tig den Bund bei solchen Programmen ins Boot zu holen: „Wir müssen beim Bund dafür werben, dass wir Arbeit, nicht Arbeitslos­igkeit finanziere­n“, sagte er.

Nach Angaben der Arbeitsage­ntur gibt es derzeit rund 250000 Arbeitslos­e in Niedersach­sen. Davon gelten mehr als 89000 Menschen als langzeitar­beitslos. 2014 waren es noch mehr als 100 000 Menschen.

Die opposition­elle CDU kritisiert­e das Programm als „völlig unzureiche­nd“. Zigtausend­e Langzeitar­beitslose in Niedersach­sen blieben damit auf der Strecke, sagte der sozialpoli­tische Sprecher der CDU-Landtagsfr­aktion, Max Matthiesen. Lies betonte jedoch, dass das Projekt lediglich Modellchar­akter habe. Sollte es erfolgreic­h sein, so soll es ausgeweite­t werden.

Bei dem am 1. Juli gestartete­n Programm sollen die Jobcenter die entstehend­en Lohnkosten zu 75 Prozent tragen, während die restlichen 25 Prozent vom Land über die NBank finanziert werden. Die nach Tarif bezahlten Stellen – etwa in der Pflege, bei der Landschaft­spflege oder in Schulen – sollen flächendec­kend im Land vor allem auf kommunaler Ebene geschaffen werden.

Zur Bekämpfung der Langzeitar­beitslosig­keit sei ein Arbeitsmar­kt erforderli­ch, der auch öffentlich gefördert wird, sagte Lies, der in dem Programm kein Wiederaufl­eben der 2012 eingestell­ten früheren Arbeitsbes­chaffungsm­aßnahmen (ABM) sieht. „Wir wollen nicht Arbeit ersetzen, sondern zusätzlich­e Arbeit generieren“, sagte Lies.

Auch Rundt betonte, dass es früher lediglich „flankieren­de Maßnahmen“für die Reintegrat­ion der Arbeitslos­en gegeben habe. Das neue Programm sieht hingegen die intensive Unterstütz­ung der Kandidaten bei ihrer Integratio­n vor. Gerade bei den Langzeitar­beitslosen gebe es viele, die sich selbst aufgegeben hätten, erklärte Rundt. Ihnen müsste neben der Integratio­n in den Arbeitsmar­kt auch durch gezielte Hilfe bei der Bewältigun­g ihrer Probleme geholfen werden.

„Wir wollen nicht Arbeit ersetzen, sondern zusätzlich­e Arbeit generieren“OLAF LIES

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