Opfe in Koma ve setzt
WIETZE/DPA – Notruf in Wietze im Landkreis Celle: Am späten Sonntagabend hatte ein Mann am Telefon angegeben, angeschossen worden zu sein. „Eine sofort zum Ort des Geschehens entsandte Streife der Polizei fand den Verletzten am Boden liegend in dessen Wohn- und Geschäftshaus“, teilte die Polizei am Montag mit. Die Ermittler nahmen zwei Menschen vorläufig fest. Beide schwiegen in ihren Vernehmungen. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen des Verdachts des versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung.
Das 47-jährige Opfer wurde im Krankenhaus notoperiert und in ein künstliches Koma versetzt. Sein Zustand sei kritisch, hieß es. Die Polizei konnte ihn noch nicht befragen. Es werden noch Zeugen gesucht. Bisher liegen der Polizei keine Hinweise vor, dass die Tat womöglich im Zusammenhang mit dem Rockermilieu stehen könnte. Frau auf dem Bau: Dachdeckerin Paula Eberhard, Auszubildende im zweiten Lehrjahr, bei Abdeckarbeiten.
Die 19-Jährige gehört zu den wenigen Dachdeckerinnen in Niedersachsen. Sie bereut ihre Entscheidung nicht.
HANNOVER – „Paula, haste?“, fragt Dennis, ohne das Mädchen sehen zu können. „Ja“, entgegnet Paula konzentriert. Die 19-Jährige steht auf dem Dachboden, als sie die Dachlatte von ihrem Kollegen entgegennimmt. Weil noch Nägel darin stecken, legt sie sie mit dieser Seite nach unten auf einen Stapel. Draußen auf dem Dach reißt Dennis schon die nächste ab. Ob sie heute fertig werden? „Wir müssen“, sagt sie. „Das Dach muss dicht sein, sonst regnet es rein.“
Paula Eberhard ist Lehrling im zweiten Lehrjahr bei der
Firma Imhoff aus Seelze in der Region Hannover. Dem Dachdecker-Verband zufolge sind derzeit 990 Dachdecker in Niedersachsen und Bremen in der Ausbildung – darunter sind 16 Frauen. Paula ist eine davon. Der weibliche Anteil an den Auszubildenden liegt bei 1,6 Prozent und damit 0,3 über dem Bundesschnitt. Unter den angestellten Dachdeckern sind bundesweit sogar noch weniger Frauen: Von 52 395 waren zuletzt 225 Frauen – nur 0,4 Prozent.
In Paulas Alltag bedeutet das: Bei den Lehrgängen in Sankt Andreasberg im Harz sind unter 300 jungen Männern meist fünf Frauen. Kein Wunder, dass die Mädchen dort auch mal einen Anmachspruch zu hören bekommen. Von Kollegen auf der Baustelle kennt Paula das nicht.
Während sie Dachpfannen von ihrem Chef entgegennimmt
– immer im Zweierpack –, beschreibt Paula, wie sie sich in dem Männerteam durchgesetzt hat. Das funktioniere gut, weil sie Tatsachen geschaffen habe, meint Paula. Dazu gehöre das Tragen der Bleirolle, rund fünfzig Kilo schwer. „Das kann auch ein Mann nicht mal eben so tragen, und bei Paula entspricht es ja ungefähr ihrem Körpergewicht“, grätscht der Chef dazwischen. Denn Paula hat es einmal geschafft, die schwere Rolle mit dem Metall zu tragen.
Seit diesem Moment beweist Paula immer wieder, dass sie im Job nicht so schnell an ihre Grenzen stößt. Sie würde den Beruf empfehlen, „wenn man abends wissen möchte, was man geschafft hat, viel draußen sein will und etwas anspruchsvoller ist“. Bevor die junge Frau sich entschlossen hatte, eine
Lehre als Dachdeckerin zu machen, hatte ihre Mutter Bedenken geäußert: „Hast du dir das auch gut überlegt?“Bereut hat Paula ihre Entscheidung nicht. Sie hat sich angepasst. Privat trägt Paula auch gerne mal ein Kleid, auf der Baustelle ist robuste Kleidung angesagt: Schwarze, an den Knien verstärkte Hose, dunkelrote Kapuzenjacke, rote Arbeitschuhe, Pferdeschwanz. Und ein bisschen Make-up. Das stört nicht bei der Arbeit. Dreckig wird Paula trotzdem. „Ich muss so gut wie jeden Tag Klamotten waschen.“
„Wenn Frauen sich für diesen Beruf entscheiden und das durchziehen, sind sie in der Regel sehr erfolgreich“, sagt Rudolf Kirschner, Geschäftsführer des Dachdecker-Verbands Niedersachsen-Bremen. Es gebe von Ostfriesland bis Goslar sehr engagierte, weibliche Chefs.