Post vom Finanzamt bringt DFB in Bedrängnis
Verband muss möglicherweise 26,2 Millionen Euro an Steuern nachzahlen
FRANKFURT – Dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) drohen in der WM-Affäre Steuernachzahlungen von rund 26 Millionen Euro. Das hat der Verband bei der Vorstellung seines Finanzberichts für das Geschäftsjahr 2016 nun zum ersten Mal selbst eingeräumt.
Mehrere Medien hatten bereits im März darüber berichtet, dass die Steuerfahndung dem Verband vorwirft, den Fiskus bei der Rückzahlung eines ominösen Darlehens von 6,7 Millionen Euro an den früheren Adidas-Chef Robert Louis-Dreyfus im Jahr 2005 bewusst getäuscht zu haben. Am Montag verwiesen der DFB und sein Wirtschaftsprüfer in ihrem Finanzbericht nun selbst auf ein Schreiben des Finanzamts Frankfurt am Main vom 17. Februar 2017, in dem die Behörde ankündigt, dem Verband nachträglich die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 aberkennen und deshalb geänderte Steuerbescheide erlassen zu wollen.
„Dies vorausgesetzt, hätte der DFB Steuernachzahlungen und Zinsbelastungen in Höhe von etwa 26,2 Millionen Euro zu tragen“, heißt es in dem Bericht. Präsidium und Anwälte des DFB gehen davon aus, die Aberkennung der Gemeinnützigkeit durch einen entsprechenden Einspruch verhindern zu können. „Wir sind auf der Basis unserer Informationen davon überzeugt, dass die Faktenlage nicht rechtfertigt, neue Steuerbescheide zu erlassen“, sagte DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge. Im Kern sind die WM-Affäre und die genaue Verwendung der 6,7 Millionen Euro nach wie vor nicht aufgeklärt. 2002 flossen mehrere Millionen von Franz Beckenbauer und seinem Manager Robert Schwan über die Schweiz nach Katar auf ein Konto, das zu dem Firmengeflecht des damaligen Fifa-Funktionärs Mohamed Bin Hammam gehörte. Kurz darauf erhielt Beckenbauer diese Summe von Louis-Dreyfus zurück, der sein Geld drei Jahre später vom DFB zurückforderte. Der Verband überwies die 6,7 Millionen 2005 über ein Konto des Weltverbandes Fifa an den früheren Adidas-Boss und verschleierte das in seiner Steuererklärung für 2006 als Kostenbeitrag zu einer WMGala, die nie stattfand.
Der DFB argumentiert nach wie vor: Louis-Dreyfus habe Beckenbauer das Geld gegeben, um damit einen Organisationskosten-Zuschuss von der Fifa abzusichern. Die 6,7 Millionen stünden also in einem direkten Zusammenhang mit der WM 2006, weshalb auch die Rückzahlung im Jahr 2005 eine Betriebsausgabe und somit steuerlich absetzbar gewesen sei. Das Finanzamt sieht das aber anders.