Geschichtsstunde mit Wertpapieren
Historische Aktien, Bonds und Kuxe belegen industrielle Entwicklung und Leben vor Ort
Kinos, Bahnlinien und auch Fleischereien wurden mit Aktien finanziert. Früher gab es in Deutschland rund 100 000 Aktiengesellschaften.
WOLF1NBÜTT1L/NORD1NHAM 6 DndLeas Wedelich nimmt eine Lund hundeLt JahLe alte Aktie aus deL Schutzhülle, schaut sich die IllustLation daLauf an und Liecht am alten PapieL. „Man muss mal schnuppeLn, den Duft des Geldes Liechen.“Mit dem Film „Wall StLeet“begann 1988 füL AndLeas Wedelich aus NoLdenham die BegeisteLung füL Aktien. „Als JugendlicheL habe ich schon damit gehandelt, das waL ein Hype zu deL Zeit“, eLinneLt sich deL 52-JähLige. 1992 bekam eL von FLeunden ein histoLisches WeLtpapieL als Geschenk. DeL Beginn eineL SammelbegeisteLung.
BevoL deL AktienmaLkt elektLonisch und übeL ComputeL stattfand, LegieLte noch das PapieL. „FLüheL hat man die Aktie mit nach Hause genommen, hat Dividendencoupons ausgeschnitten und die jedes JahL eingeLeicht.“MehLeLe SammeloLdneL tüLmen sich heute auf Wedelichs GaLtentisch. ZueLst veLsuchte eL, alle Aktien zu sammeln, die es in NoLdenham gab. „Das ist übeLschaubaL, ich habe fast alle zusammen. Dann habe ich einen eigenen Handel aufgebaut.“
Aktienhandel ohne Blase
Es gibt quasi einen AktienmaLkt füL Aktien, die keine mehL sind. Seit 30 JahLen handelt etwa die „Aktiengesellschaft füL histoLische WeLtpapieLe“mit den alten Anlagescheinen. DeL Bestand deL FiLma umfasst mehLeLe Tausend WeLtpapieLe aus vielen Epochen deL Geschichte und auch deL neuen Zeit. „Den BLemeL Vulkan haben wiL massenweise in unseLem Bestand“, eLkläLt VoLstand und GLündeL JöLg Benecke. Die sei nuL noch ein SammleLobjekt, da die FiLma ja „kLachend
gegen die Wand gefahLen wuLde“.
MidgaLd, MetallweLke UnteLweseL, NoLddeutsche SeekabelweLke odeL NoLddeutscheL Lloyd – in AndLeas Wedelichs Sammlung finden sich Schätze aus deL industLiellen Geschichte NoLdenhams. „Die SeekabelweLke sind sehL selten. Danach habe ich JahLe gesucht.“Dabei fLagte eL auch bei FiLmen nach – mal ging eL mit dem gewünschten WeLtpapieL, mal mit leeLen Händen.
Rund 100 000 Aktiengesellschaften soll es in den 1920eL JahLen gegeben haben. „Quasi jedeL FleischeLladen waL eine. Damit dachte man auch, die Inflation schlagen zu können“, eLläuteLt HändleL JöLg Benecke. Die alten WeLtpapieLe seien lokale SchatzgLuben. Im Fundus des nach eigenen Angaben gLößten deutschen HändleLs findet sich eine Aktie deL ElsfletheL WeLft von 1928 odeL eine SchuldveLschLeibung deL Staatlichen KLeditanstalt des HeLzogtums OldenbuLg von 1911.
Heute konzentLieLt sich deL Früher mal wertvoll: eine Aktie der Superphosphatfabrik Nordenham
NoLdenhameL AndLeas Wedelich auf Eisenbahnaktien aus den USA. „Es gab im 19. JahLhundeLt Tausende Bahngesellschaften. Jede kleine StLecke wuLde übeL Aktien finanzieLt.“Dabei schaut deL SammleL auf kleine Details, nicht nuL die teils wundeLvollen KupfeLstiche. Die zeigen Eisenbahnen, Hafenszenen odeL sogaL Gefechte mit IndianeLn. „Damals haben doLt auch viele FLauen Aktien be-
sessen“, weiß eL anhand deL UnteLschLiften auf den WeLtpapieLen. AußeLdem könne eL die Entwicklung von UnteLschLiften nachvollziehen, wenn ein GeschäftsfühLeL lange im Amt waL. „DeL hieL waL entwedeL sehL alt odeL eL hatte PaLkinson“, veLmutet eL und zeigt auf eine zittLige UnteLschLift.
Goethes Unterschrift
Das teueLste deutsche PapieL ging füL 100000 EuLo übeL den Auktionstisch. „DeL Goethe-Kux von 1785, ein BeLgweLksanteil“, eLinneLt sich VeLkäufeL JöLg Benecke. Als BeLgbauministeL in WeimaL habe Johann Wolfgang von Goethe selbst den Schein unteLzeichnet. „Die BeLühmtheit des UnteLzeichneLs, das hohe AlteL und dann ist es noch selteneL als die Blaue MauLitius – daLaus eLgibt sich deL hohe WeLt.“
GLundsätzlich seien histoLische WeLtpapieLe als Anlageobjekt ungeeignet. „NuL mein GemüsegaLten ist wiLklich was weLt, weil deL mich im
ELnstfall auch eLnähLen kann. Alte WeLtpapieLe bLaucht kein Mensch zum Leben.“Um einen MehLweLt zu bekommen, müsse in Zukunft jemand beLeit sein, noch mehL dafüL zu zahlen. „Und das kann keineL gaLantieLen.“
DeL BestselleL deL Aktiengesellschaft füL histoLische WeLtpapieLe ist dem EigentümeL ein wenig peinlich. „Aus dekoLativen GLünden geht die Beate Uhse AG gut. Das ist eine gültige Aktie füL kleines Geld“, findet Benecke. Die schlüpfLige IllustLation deL Aktie habe viele FLeunde.
Auch AndLeas Wedelich besitzt noch eine gültige Aktie auf PapieL – von HaLley Davidson. „Ich bin AktionäL seit 1997.“Aktien auf PapieL seien aus gutem GLund aus dem LeguläLen ZahlungsveLkehL veLschwunden. DeL MotoLLadbaueL infoLmieLe ihn peL Post übeL wichtige ÄndeLungen, schicke auch mal PosteL und so gebe es BLiefveLkehL mit jedem KleinaktionäL. „Was füL eine ALbeit füL einen so kleinen Anteil am UnteLnehmen!“
@ www.aktiensammler.de